Von Burgit Hörttrich Bielefeld/Wien (WB). Die Amtskette des Bielefelder Oberbürgermeisters und die dazu passenden Manschettenknöpfe, entstanden 1941, sind zurzeit in Wien zu sehen. Sie stammen vom Bielefelder Silberschmied und Bauhauskünstler Wolfgang Tümpel (1903-1978), dem vor drei Jahren eine Ausstellung im Museum Huelsmann gewidmet war. Dessen Leiterin Dr. Hildegard Wiewelhove kuratierte auch die Wiener Schau.
Sie eröffnete die Ausstellung im »Wagner-Werk Museum Postsparkasse«, das als eine »Ikone der Baukunst« gilt und zum Pflichtprogramm jedes Wien-Touristen gehört. Zu sehen sind Tümpels Arbeiten, darunter eben das oberbürgermeisterliche Ensemble, das allerdings nach dem Krieg nicht mehr genutzt wurde, bis zum 2. September. Tümpel, der in Bielefeld geboren wurde, viele Jahre seines Lebens in der Stadt wohnte und unter anderem 1946 in den Rat gewählt wurde, studierte nach einer Goldschmiedelehre am Bauhaus in Weimar. Einer seiner Lehrer war László Moholy-Nagy, dem zurzeit eine Ausstellung in der Bielefelder Kunsthalle gewidmet ist. 1933 kehrt Tümpel nach Bielefeld zurück und eröffnet eine Werkstatt für »Schmuck, Gerät und Beleuchtung«. Er gewinnt mehrere Wettbewerbe, unter anderem den für den Olympia-Becher 1936. Nach dem Krieg engagiert er sich für den Wiederaufbau des Städtischen Kunsthauses; seine Arbeiten sind in zahlreichen Ausstellungen, unter anderem auch auf der Weltausstellung in Chicago, zu sehen. In den 1950er Jahren unterrichtet Tümpel als Leiter der Metallklasse an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste. In mehreren Bielefelder Kirchen ist Abendmahlsgerät aus seiner Werkstatt in Gebrauch. Von ihm stammen aber auch Leuchter, beispielsweise die im Sparkassen-Sitzungssaal (heute Stadtbibliothek) und in der Johanniskirche. Hildegard Wiewelhove findet es schade, dass das Wiener Museum zwar den kompletten Katalog aus Bielefeld übernommen hat, nicht aber den ursprünglichen Ausstellungstitel: Statt »Ein Bauhauskünstler aus Bielefeld« heißt die Schau dort »Silberschmied und Bauhauskünstler«. Hildegard Wiewelhove: »Wahrscheinlich können Wiener mit ÝBielefeldÜ wenig anfangen.«
Drucken