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Vier »Plätze an der Sonne« zu pachten

Der Kleingärtnerverein »Am Waldwinkel« sucht Interessenten für seine freien Grundstücke

Von Markus Poch (Text und Fotos)
Sennestadt (WB). Auch Kleingärtner werden älter. Und irgendwann, wenn beim Himbeeren pflücken das Kreuz zu sehr schmerzt, oder bei der Gurkenernte das linke Knie, dann fällt vielleicht schweren Herzens der Entschluss, den schönen Garten ganz aufzugeben. Mit diesem Thema sieht sich aktuell der Vorstand des Kleingärtnervereins »Am Waldwinkel« in Sennestadt konfrontiert: Erstmals in der nun schon 26-jährigen Geschichte stehen hier vier Grundstücke leer. Neue, pflanz- und erntefreudige Pächter werden gesucht.

Es sind 86 Parzellen mit je 300 Quadratmetern. Auf jeder Parzelle steht ein stabiles, 24 Quadratmeter großes Gartenhaus mit Wasser und Strom. Die gepflegten Gärten sehen sehr unterschiedlich aus. Mal geben Blumen den Ton an, mal Obst und Gemüse. Bei dem einen dreht sich ein hölzerner Windmühlen-Bausatz, der andere pflegt seine mediterranen Steinsäulen und Springbrunnen. Einige Grundstücke kriegen mehr Sonne ab als andere, und doch haben sie alle eines gemeinsam: Sie liegen herrlich eingebettet in den Kiefernwald am Senner Hellweg. Direkt gegenüber dem Waldfriedhof führt eine kleine Straße zum Parkplatz, an dem auch das Gemeinschaftsgerätehaus steht.
Hier sind 140 »Waldwinkler« aktiv - ein Querschnitt durch alle Alters- und Bevölkerungsschichten: Akademiker, Lehrer, Schlosser, Verkäuferinnen und Lageristen, mal mit Kindern und Enkeln, mal ohne. Gemeinsam machen sie Frühschoppen und Radtouren, beteiligen sich an Stadtfesten oder Weihnachtsmärkten, oder sie fahren zu einer Landesgartenschau. »Alle sind bemüht, mit den anderen gut auszukommen. Streit gibt es nur selten. Jedenfalls verdienen die Gerichte nicht an uns. . .«, betont Schriftführer Hannspeter Seick (69).
»Bis Ende 2005 gab es immer Wartelisten, aber seit 2006 haben wir erstmals Probleme damit, Nachfolgepächter zu finden«, sagt Vorsitzender Klaus Dresbeimdieke. Der 70-Jährige macht dafür das »hohe Alter« der Gründungsgeneration des Vereins verantwortlich, aber auch die zunehmende Sparsamkeit der Menschen im wirtschaftlich instabilen Deutschland. Dabei ist gar kein großes Vermögen erforderlich, um Pächter am »Waldwinkel« zu werden: Durchschnittlich sind etwa 5000 Euro bei Übernahme eines Grundstückes fällig. Dafür erhält der Pächter alles, was sich an Gebäuden und Bewuchs darauf befindet. Zusätzlich fallen jährliche Kosten in Höhe von etwa 250 Euro an. Die schließen Pacht, Wasser, Strom und Nebenkosten ein. Damit die Gemeinschaftsflächen (Wege, Rasen, Hecken) in Schuss bleiben, beteiligt sich jeder Pächter pro Jahr mit zehn Stunden Gemeinschaftsarbeit oder Ausgleichsgeld.
Was im eigenen Garten erlaubt ist und was nicht, regelt die Satzung. »Denn nur mit ÝSonnenbaden im LiegestuhlÜ ist es bei uns natürlich nicht getan«, sagt Dresbeimdieke. »Aber Ertragsgärten sind wir auch nicht«, ergänzt Hannspeter Seick. Wer also ausschließlich einen Kartoffelacker anlegen will oder eine Pfirsich-Plantage, der ist am falschen Platz. Seick erklärt: »Unsere Gärten sind Erholungsbereiche, die zum öffentlichen Grün gehören.« Deswegen sollte jede Parzelle eine gute Mischung aus Obst/Gemüse, Blumen/Sträuchern und Wegeflächen aufweisen.
Wer auch »Waldwinkler« werden will, wählt die 05205/59 93 und bespricht Details direkt mit Klaus Dresbeimdieke.

Artikel vom 15.07.2006