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»Das Feuer im Rückspiegel gesehen«

Großbrand in Holtkamp: 43 Strohballen entflammten sich während der Fahrt von selbst

Von Markus Poch (Text und Fotos)
Brackwede/Holtkamp (WB). Dieses Strohfeuer war echt. Mit dem entspannten Sonnenbad am Sonntagmittag wurde es also nichts. Zumindest nicht für 50 Feuerwehrleute aus dem Bielefelder Süden und aus Gütersloh: Auf der Brockhagener Straße/Ecke Weserstraße im Brackweder Ortsteil Holtkamp stand gestern ein mit 43 Strohballen beladener Lkw-Anhänger in Flammen. Menschen kamen nicht zu Schaden, aber erst nach drei Stunden hatten die Wehren den Brandherd komplett unter Kontrolle und gereinigt. So lange blieb die Straße von der Polizei großräumig abgeriegelt.

Das ist der Alptraum eines jeden Lkw-Fahrers: »Ich habe das Feuer während der Fahrt schon im Rückspiegel gesehen«, berichtet der Bielefelder Lohnunternehmer Marco Bentlage. Er war mit seiner Unimog-Zugmaschine samt Anhänger unterwegs von Marienfeld nach Quelle. 43 große Strohballen, vor zwei Tagen gemäht, sollte er dort an einem Pferdehof abliefern. Da brannte es plötzlich auf dem eigenen Fahrzeug. Immer wieder stürzten einzelne Strohballen brennend auf die Fahrbahn. »Ich musste aber trotzdem weiterfahren bis zu einer freien Fläche, sonst hätte das Feuer vielleicht auf die Böschung übergegriffen«, sagt Bentlage weiter. Ehe er sein Gespann an besagter Kreuzung zwischen der Gaststätte Baumann und dem Autohaus Brinker stoppen konnte, informierte er bereits die Feuerwehr. Bis die anrückte, gelang es dem 36-Jährigen, die Zugmaschine vom Hänger zu trennen. »Ich hatte mir eine alte Hundedecke gegen die starke Rauchentwicklung übergeworfen«, erzählt er aufgelöst. Mit dem eigenen Feuerlöscher habe er sich erfolgreich den Weg bis zur Anhängerkupplung gebahnt und so größere Schäden verhindert.
Die Feuerwehr rückte, unter der Einsatzleitung des Bielefelder Brandamtmannes Frank Klumpe, mit insgesamt 13 Löschfahrzeugen und schwerem Atemschutz an. »Weil es in diesem landwirtschaftlichen Mischgebiet keine Hydranten gibt«, erklärt er, »haben wir zum Löschen einen Wasser-Pendelverkehr eingerichtet.« Nach seinen Erfahrungen hatte sich das Feuer auf dem Hänger selbst entzündet: »Bei diesen Temperaturen kann das passieren. Ein heißes Steinchen, das von der Fahrbahn hochgewirbelt wird, kann da schon ausreichen.« Den Sachschaden an Fahrzeugen und der durch die Hitze strapazierten Fahrbahndecke schätzt Klumpe auf 15 000 Euro. Die feuchten Strohmassen wurden an die Seite geschoben und später abgefahren.
Tief durchatmen konnten neben den emsigen Brandlöschern vor allem die besorgten Anlieger aus Holtkamp: Autohändler Kurt Brinker war »sehr erleichtert«, dass keines der 40 Fahrzeuge auf seinem Grundstück zu Schaden kam: »Das hätte ganz böse enden können«, sagte er. Karin Baumann, Chefin der benachbarten Gaststätte, spendierte den abgekämpften Feuerwehrleuten spontan eine Kiste Mineralwasser.

Artikel vom 17.07.2006