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Flut von Existenzgründern

IHK: 63000 neue Firmen - sechs von zehn überleben

Bielefeld (WB/ef). Immer mehr Bürger in der Region wagen den Schritt in die Selbständigkeit. In den Jahren 2001 bis 2005 registrierte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen 63000 Unternehmensanmeldungen. Aber nur sechs von zehn Existenzgründungen waren erfolgreich.

Per Saldo verzeichnete die IHK mehr als 26000 neue Firmen, mehr als die Hälfte in der Dienstleistungsbranche. 2005 seien es 14400 neue Betriebe gewesen. Zwei Drittel waren Jungunternehmer und zuvor arbeitslos. Der Frauenanteil an den Neugründungen liege unverändert bei 35 Prozent. »Existenzgründer übernehmen Verantwortung, schaffen Arbeitsplätze und entlasten den Staat«, sagt Harald Grefe, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer.
Die »Gründungshitliste« führt der Kreis Gütersloh an. Insgesamt mehr als 13000 Neugründungen aus Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistung wurden in den fünf Jahren von 2001 bis 2005 registriert. Auf Platz zwei folgt Bielefeld mit 12700 neuen Firmen. Der Kreis Paderborn liegt mit etwa 11400 Existenzgründern auf Platz drei, dicht gefolgt von Minden-Lübbecke mit etwa 11100 Neugründungen. Im Kreis Herford wagten knapp 9700 Personen den Sprung in die Selbstständigkeit, in Höxter waren es 4800.
Gut die Hälfte aller Gründungen fand in den Dienstleistungsbranchen statt. »Unternehmen in dieser Branche können ohne hohen Kapitaleinsatz gegründet werden«, erläutert Grefe. Gut ein Drittel der neuen Firmeninhaber startete mit einem Handelsunternehmen, 13 Prozent begannen in der Industrie, auf eigene Rechnung zu arbeiten.
Bei den Frauen unter Existenzgründern überwogen die sozialen Dienstleistungen, wie etwa Senioren- und Kinderbetreuung. Ihre männlichen Gründerkollegen versuchten ihr Glück überwiegend im Bereich der Versicherungsdienstleistungen, Kurierdienste oder im IT-Bereich.
Etwa 40 Prozent der Firmengründungen seien allerdings gescheitert, bilanziert die IHK. Die höchste Ausfallquote war unmittelbar im Jahr nach der Gründung zu verzeichnen. »Mangelnde fachliche Qualifikation, zum Beispiel unzureichende kaufmännische Fähigkeiten, Probleme mit der Finanzierung oder fehlende Branchenkenntnisse, führten zum vorzeitigen Aus«, sagt Grefe.
Mittlerweile erfolge jede zehnte Existenzgründung durch Jungunternehmer ohne deutschen Pass. Mit 34 Prozent stellten türkische Unternehmer den größten Anteil, gefolgt von Gründern aus Osteuropa mit 17 Prozent. Die beliebtesten Branchen seien neben dem Einzelhandel das Hotel- und Gastgewerbe. Allerdings hat die IHK auch festgestellt, dass ausländische Unternehmer eher scheitern als ihre deutschen Kollegen.
»Für die IHK gehört die Beratung von Gründungswilligen zu einer ihrer Kernaufgaben. Allein im Jahr 2005 nutzten 1800 Existenzgründer das persönliche Beratungsangebot«, sagt Grefe. Mehr als 4000 Interessenten haben ein so genanntes Starterpaket mit Erstinformationen erhalten.

Artikel vom 15.07.2006