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Fanmeile wird zur Tanzfläche

Tolles Wetter, laute Musik: 500 000 Raver erleben die Love Parade

Berlin (dpa). Sonnenblumen statt Deutschlandfahnen, rosa Plüsch statt schwarz-rot-goldener Perücken: Hunderttausende Raver haben bei der Berliner Love Parade aus der WM-Fanmeile die größte Tanzfläche der Welt gemacht.
Party vor der Siegessäule: Mindestens 500 000 feierten die Love Parade in Berlin.

Die Veranstalter sprachen von mehr als einer Million Teilnehmern, die Polizei schätzte die Zahl auf 500 000. Elf Stunden lang bewegte sich die Menge am Samstag auf der Paradestrecke zwischen Brandenburger Tor, Siegessäule und Ernst-Reuter-Platz zu wummernden Beats und Elektropop-Klängen. Vermisst wurde von zahlreichen Ravern Love-Parade-Gründer DJ Dr. Motte. Er war nach einem Streit mit dem neuen Parade-Chef Rainer Schaller, Eigentümer der Kette McFit mit 56 Fitnessstudios, der 16. Auflage des Techno-Ereignisses ferngeblieben.
Die Stimmung war ausgelassen, obwohl sich lange nicht so viele Tänzer wie früher kostümiert hatten. Doch zahlreiche Raver tanzten in gewohnt kurzen Röcken, orangenen Bauarbeiter-Westen, neongrünen Plüsch-Stulpen und mit den traditionellen Trillerpfeifen und Sonnenblumen ausgestattet. Aus dem Ausland waren vor allem Polen, Holländer, Österreicher, Tschechen, Engländer und Franzosen angereist.
230 Discjockeys aus 17 Nationen heizten der Menge auf der 250 000 Quadratmeter großen Tanzfläche ein. Um 14 Uhr hatten sich die 40 »Love Trucks« auf der Straße des 17. Juni in Bewegung gesetzt. Auf der Abschlusskundgebung an der Siegessäule standen DJ-Größen wie Westbam, Tom Novy und Paul von Dyk an den Plattentellern. Unermüdliche feierten bis Montagmorgen in den Clubs weiter.
»Die Love Parade ist erwachsen geworden«, sagte Parade-Chef Schaller. Er hat zwei Millionen Euro in die Wiederbelebung des Techno-Umzugs investiert und eine weitere Million Sponsorengelder aufgetrieben. Schaller beendete auch den jahrelangen Streit um den Müll. Er übernimmt die Entsorgungskosten. Mit 60 Tonnen sei deutlich weniger Unrat angefallen als in früheren Jahren, sagte ein Sprecher der Stadt Berlin.
Der Malteser Hilfsdienst behandelte 3431 Teilnehmer, 556 Raver wurden ins Krankenhaus gebracht. Neben Schnittwunden und Kreislaufproblemen hätten die Raver vor allem Probleme wegen Alkohol- und Drogenmissbrauchs gehabt, hieß es.

Artikel vom 17.07.2006