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Raketen
schlagen in
Haifa ein

Libanon: auch acht Kanadier tot

Beirut (Reuters). Mit dem schwersten Raketenangriff der Hisbollah-Miliz auf Israel seit mehr als zehn Jahren hat der Konflikt im Nahen Osten eine neue Dimension erreicht. Bei dem Beschuss der israelischen Hafenstadt Haifa wurden gestern acht Menschen getötet und 20 zum Teil schwer verletzt.
Kündigt eine harte Reaktion an: Ehud Olmert.

Israel kündigte weit reichende Konsequenzen an und setzte die Luftangriffe im Libanon und die Militäraktion im Gaza-Streifen fort. Auch dabei gab es Tote und Verletzte. Insgesamt starben gestern mehr als 60 Menschen. Darunter waren am Abend auch acht Urlauber aus Kanada, die bei einem israelischen Luftangriff auf die südlibanesische Stadt Aitaroun ums Leben kamen. Sechs weitere Kanadier schweben in Lebensgefahr.
Am Morgen schlugen 20 Raketen, die vom Südlibanon abgefeuert worden waren, in und um Haifa ein. Sie richteten schwere Zerstörungen unter anderem an einem Bahnhof an. Bewohner der drittgrößten israelischen Stadt, die 35 Kilometer von der Grenze entfernt liegt, flüchteten in Schutzräume. Ministerpräsident Ehud Olmert kündigte eine harte Reaktion an. Sein Land werde sich nicht beugen. Angriffe auf Haifa mit seinen 250 000 Menschen kämen dem Überschreiten der »roten Linie« gleich. Der Kommandeur der Armee in Nordisrael, Generalmajor Udi Adam, kündigte schwere Angriffe auf den Südlibanon an. Nach diesen Warnungen begannen viele Libanesen, den Süden des Landes zu verlassen.
Die Hisbollah erklärte, sie habe Dutzende Raketen abgefeuert. Damit wolle sie die israelischen Luftangriffe auf den Libanon und die Opfer unter der Zivilbevölkerung vergelten. Seit Beginn der Militäraktionen kamen im Libanon mindestens 165 Menschen ums Leben. In den vergangenen Tagen hatte die von Syrien und dem Iran unterstützte Miliz 450 Raketen auf Israel geschossen. Dabei kamen insgesamt zwölf Menschen ums Leben, 300 wurden verletzt.
Italiens Ministerpräsident Romano Prodi versucht zu vermitteln. Olmert soll der Regierung im Libanon über Prodi die Bedingungen für eine Beendigung der israelischen Offensive mitteilen lassen. An erster Stelle stehen die Freilassung der entführten israelischen Soldaten und der Rückzug der Hisbollah aus dem Südlibanon.
Papst Benedikt XVI. hat sowohl den Terrorismus als auch die militärische Vergeltung im Nahen Osten verurteilt. Die Bundesregierung half am Wochenende knapp 200 Deutschen bei der Ausreise aus dem Libanon.Themen der Zeit

Artikel vom 17.07.2006