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»Schatz, heirate mich!«

Hoch-Zeit der Gefühle - Trauschein steigert die Selbstachtung

Früher war alles (scheinbar) einfacher: Der Mann suchte sich eine Frau, dann wurden zuerst die Eltern um Erlaubnis gebeten und ein Rendezvous vereinbart. Wenn alles gut lief und man sich sympathisch war, wurde bald geheiratet und pünktlich stellte sich der Nachwuchs ein.

Alles verlief weiterhin in festen Bahnen, man blieb verheiratet bis zum Tode, nach der Zufriedenheit wurde selten gefragt. Wozu auch, diente die Ehe doch bis vor ungefähr 200 Jahren in erster Linie der materiellen Absicherung (der Frauen) und der häuslichen Versorgung (der Männer). Erst an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert erhob das Bürgertum die romantische Liebe zum Ideal, was unser Denken über Ehe und Partnerschaft bis heute prägt. Mit der Vorstellung der romantischen Liebesheirat grenzte sich das Bürgertum vom Adel ab, der bis weit in das 20. Jahrhundert hinein Ehen arrangierte. Doch mit dem Wunsch nach immerwährender Romantik stiegen auch die Ansprüche an eine Partnerschaft - und in gleichem Maße die Scheidungszahlen.
Scheidungsstatistik hin oder her, das romantische Ideal einer treuen, festen Partnerschaft steht auch heute noch hoch im Kurs. Jährlich besiegeln Tausende mit guten Absichten den Bund der Ehe. Ein Sieg der Hoffnung über die Vernunft. Natürlich bedarf es Mut zum Heiraten, weil es eine endgültige Entscheidung ist. Vorerst für immer. Zwar befällt die Hälfte aller Heiratswilligen kurz vor dem Termin beim Standesamt Torschlusspanik. Das sei jedoch »völlig normal«, sagt die Psychologin Ursula Nuber, »so lange das Gefühl nicht wochenlang anhält«.
Wer sich dennoch als hartnäckiger Hochzeitsphobiker outet, dem sei eine Studie der Cornell University ans Herz gelegt, die herausgefunden hat: Eheleute sind glücklicher als Unverheiratete - selbst wenn der Ehehimmel zwischenzeitlich nicht voller Geigen hängt. Nicht die Romantik ist verantwortlich für die höhere Lebenszufriedenheit, sondern das Gefühl, sich aufeinander verlassen und sich gegenseitig unterstützen zu können. Der Trauschein, heißt es in der Studie, gibt emotionale Sicherheit, steigert die Selbstachtung und senkt das Stressniveau.
Wenn das kein Grund zum Feiern ist. Stehen Sie kurz vor der Hochzeit? Dann genießen Sie Ihren Start ins Glück. Damit es ein Freudentag wird, sollten Sie aus dem Vollen schöpfen. Jede Braut ist einzigartig und das darf auch ihre Blumenwahl widerspiegeln. Wer klassisches Weiß bevorzugt, greift gerne auf Rosen, Tazetten, Lilien oder weiße Aaronskelche zurück. Für auffällige Farben gibt es je nach Jahreszeit eine große Auswahl: Rosen, Tulpen, Nelken, Ranunkeln oder Gerbera, um nur einige zu nennen, leuchten um die Wette und verbreiten Party-Stimmung. Wenn die Braut den Blumenschmuck farblich auf ihr Hochzeitskleid abstimmt, ist die Sache perfekt. Das gilt nicht nur für den Brautstrauß, sondern auch für die Tischdekoration und die Raumausstattung. Ob klassisch, romantisch, frech, fröhlich oder extravagant - erlaubt ist, was gefällt.
Übrigens, nach fünf Jahren heißt es wieder: Kranz binden. Die Gäste der grünen Hochzeit und neue Freunde treffen sich am Vorabend der »hölzernen Hochzeit«, um in fröhlicher Runde einen Kranz aus langen, lockigen Holzspänen zu binden.
»Petersilienhochzeit« heißt es nach zwölfeinhalb Ehejahren. Statt Blumen werden Petersiliensträußchen überreicht. Jetzt ist Halbzeit, zumindest was die Silberhochzeit betrifft. Sie ist ein Höhepunkt im Eheleben. Die Kinder sind aus dem Haus. Man kann die Zweisamkeit wieder genießen. Und das muss gefeiert werden. Die Gäste sind nicht weniger zahlreich als bei der grünen Hochzeit, und manchmal sind auch schon die ersten Enkelkinder mit von der Partie. Erinnerungen an gute und weniger gute Tage werden an solch einem Tag wach. Viel hat das Paar nach 25 Jahren erlebt - und gemeinsam durchgestanden. Auf ein Neues also. Auf die Zukunft!

Artikel vom 21.07.2006