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In der Klosterpforte hat
Ostwestfalen Weltniveau
WM-Hotel von Figo & Co. steht jetzt Kultur- und Golf-Genießern offen
Die öffentlichkeitsträchtige Fußball-WM in Deutschland ist abgehakt. Für Reinhold Frie, der mit seinem großzügig erweiterten Wellness- und Sporthotel Klosterpforte in Marienfeld vier Wochen lang Gastgeber der portugiesischen Elf war, ist nun wieder Alltag.
Und das bedeutet: Von September an, wenn auch die Fußballer von Eintracht Frankfurt und aus Dubai ihr Trainingslager im Kreis Gütersloh beendet haben, beginnt das verstärkte Werben um Kurzurlauber und Wellness-Gäste. Kleiner Tipp: Luis Figo schlief in Zimmer 1117. Aber Fans, die nun auch mal im Bett ihres Idols nächtigen wollen, bringen auf Dauer nicht den nötigen Umsatz.
»Ich glaube, wir sind gut aufgestellt«, zeigt sich Frie optimistisch, dass seine Kooperation mit TUI und Neckermann Früchte trägt. Angesichts der starken ostwestfälischen Konkurrenz in Bad Driburg, Bad Lippspringe und Halle hat er bei den vergangenen Investitionen Wert darauf gelegt, dass nicht nur Fußballer-Wünsche erfüllt werden.
So können Golfer auf den hauseigenen Putting Greens das Einlochen üben. Und wenn die Fußballplätze nicht durch trainierende Mannschaften belegt werden, können sie auch als Driving Range genutzt werden.
»Golfer wollen wir in besonderem Maße für unser Resort gewinnen«, gibt Frie die Devise aus. Denn die qualifizierte Physiotherapie unter Leitung von Daniel Berger und das Fitness-Center auf Weltklasse-Niveau sorgen dafür, dass ambitionierte Golfer neben zahlreichen Plätzen in der Umgebung eben auch ideale Möglichkeiten haben, Körper und Geist zu pflegen. Das Angebot wird zudem durch Yoga und Akupunktur abgerundet.
Aber Frie denkt auch noch weiter: »75 Prozent und damit der größte Teil unserer künftigen Gäste kommen nicht aus dem sportlichen Bereich, sondern suchen Erholung und Entspannung.« Dass Portugals Superstar Luis Figo wenige Minuten vor der Abreise im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT anmerkte, er habe zwar nie zuvor von Ostwestfalen gehört, die »angenehme, hübsche Region aber sehr schätzen gelernt«, mag vielleicht unter Marketing-Gesichtspunkten eine nette Fußnote sein.
Wenn es um ein Alleinstellungsmerkmal und den Mehrwert für den Gast geht, kommt allerdings ein ganz anderer Aspekt zum Tragen: die Nachbarschaft zum Kloster.
Interessierten Gästen soll es nämlich ermöglicht werden, auf Zeit auch am klösterlichen Leben teilzunehmen. Spiritualität und Seelsorge können der »Auszeit« eine ganz neue Dimension geben.
Was in »Klösterreich« schon seit einigen Jahren funktioniert, das respektvolle Miteinander von Religion und Tourismus, soll nun auch in Ostwestfalen Einzug halten. Portgugals Nationaltrainer Felipe Scolari hat das Angebot während seines Aufenthaltes jedenfalls schon eifrig genutzt. »Er ist jeden Morgen zum Beten in die Kirche gegangen«, erzählt Frie rückblickend.
Darüber hinaus werde die Zukunft zeigen, was die Gäste erwarten. Neben Wellness- und Klosterpauschale könnte auch ein kulturelles Angebot Gäste anlocken. Immerhin liegen in Ausflugsnähe der Klosterpforte die Bielefelder Kunsthalle von Philip Johnson, das Herforder MARTa von Frank Gehry und das Osnabrücker Nussbaum-Museum von Daniel Libeskind.
Reinhold Frie bringt aber noch einen anderen Namen ins Gespräch: »Mit dem Gütersloher Kulturmanager Nobby Morkes haben wir kürzlich schon eine vielversprechende Aktion gestartet. Eigentlich wollen wir lieber die Kultur zu uns ins Kloster und ins Hotel holen. Wenn die Gäste darüber hinaus noch die Museen in der Region besuchen, dann wird daraus eine runde Sache.«
Thomas Albertsen

Artikel vom 22.07.2006