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Inspektor Falst und der Mann aus Stube sieben

Klaus Erdbrügger veröffentlicht seinen ersten Krimi

Von Michael Diekmann
und Bernhard Pierel (Foto)
Stieghorst (WB). Er ist in der Catterick-Kaserne der Deutsche am Ende des Ganges, der Autor in Diensten der Rheinarmee, für die englischen Soldaten juristisches Mädchen für alles und Begleiter zu Gericht. Was die wenigsten wissen: Klaus Erdbrügger (48) führt ein »Doppelleben«. Nach Abschluss der täglichen Juristerei spannt der Bielefelder Papier in die Maschine und verfasst Krimis. Jüngster Titel: Kopf oder Kragen.

»Ich wollte eigentlich niemals ein Buch veröffentlichen«, gesteht Erdbrügger, dessen gedrucktes Debüt unter seinem Pseudonym jetzt im Handel erhältlich ist. Nachdem er Kurzgeschichten und seine zwei ersten Krimianläufe mit Inspektor Robert Falst im »Eigenverlag« am A3-Kopierer für den Hausgebrauch und Freundeskreis publizierte, liegt jetzt das erste »richtige Buch« von Klaas van de Aardse Brug auf dem Tisch des Hauses. Über dessen spannenden Inhalt, vermisste Personen, verschrobene, eigenwillige und skurille Charaktere soll an dieser Stelle nicht geschrieben werden (Selber Lesen!), Biografie des Autors und Zustandekommen der literarischen Vorliebe sind spannend genug für ein ganzes Buch.
Abitur, Wehrdienst und Lehramtsstudium machen ihn eher unspektakulär. Allerdings ging der Bielefelder schon als Schüler in Aufsätzen auf, verblüffte an der Uni mit verfassten Arbeiten und eine Radfahrzeitschrift mit einem Leserbrief. Der war zwar viel zu lang, aber brachte eine Stelle als freier Mitarbeiter ein. Fahrradthemen sind ihm bis heute wichtig.
Seit 25 Jahren hat der Bielefelder jetzt sein Büro in der Catterick-Kaserne, Nummer sieben hinten links. Allein die einzigartige Möblierung aus hölzernen Altertümern wie dem für einen Kommandeur einst gebauten Schreibtisch, eine gigantische Schreibmaschine neben dem modernen PC, eine alte Lampe wie beim Verhör mit Columbo. Leider hämmert Erdbrügger die einzelnen Lettern nicht mit der alten »Imperial« auf Papier, sondern im holländischen Feriendomizil in den Computer oder in der Hängematte im heimischen Ubbedissen in den Laptop, wo Lebenspartnerin Reinhild dann Korrektur liest und für die reibungslosen logischen Übergänge in den frei heraus konstruierten Fällen sorgt, in denen der Sportschütze mit Draht zur Polizei, Militärexperte (nach 25 Jahren Rheinarmee als Zivilangestellter) und Kreativkopf alle Register zieht. Mit einem angetriebenen Boot und einer Leiche - in einem verregneten Sommerurlaub - hatte er 1995 zum ersten Krimi ausgeholt, ihn acht Jahre zur Seite gelegt. Alles weitere brachte die Phantasie dazu. Erdbrügger: »Für den aktuellen Band brauchte ich sechs Wochen.« Die Idee mit dem Verlag hatte übrigens auch die Partnerin. Der kommt aus Österreich, suchte Manuskripte. Die größte Überraschung, freut sich der Autor, war die positive Antwort der Lektoren.

Artikel vom 14.07.2006