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Ihren Start-Ziel-Sieg auf der Schacholympiade verdankt die armenische Nationalmannschaft mehreren, nicht zuletzt jedoch dem Weltranglisten-Dritten Lewon Aronjan, der seit zwei Jahren einen Erfolg an den anderen reiht; in Turin beeindruckte er mit 7 aus 11 am 1. Brett. Gegen Holland steuerte er die pralle Frucht tiefer Eröffnungsvorbereitung bei.


Niemzowitschindisch

Weiß: Sokolov
Schwarz: Aronjan

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.Dc2 d5 5.cd5 ed5 Einen positionelleren Verlauf nimmt das Spiel nach 5...Dd5 6.Sf3 Df5 . Nach 6.Lg5 c5 kommen außer 7.dc5 auch 7.0-0-0 Le6 sowie 7.e3 cd4 8.ed4 0-0 9.Ld3 in Betracht, beides weit weniger verpflichtend als das Schlagen des Bc5. 7...h6 8.Lh4 Wieder bietet sich ein ruhigeres Verfahren in 8.Lf6 Df6 9.e3 an, weil 9...Lc3 10.Dc3 Dc3 11.bc3 dem Weißen einen kleinen Vorteil ließe. 8...g5 9.Lg3 Se4 Die normale (doch was ist in Zeiten computergestützter Eröffnungsforschung schon »normal«?) Fortsetzung ist jetzt 10.e3 Da5 11.Sge2 Lf5 12.Le5, doch Iwan Sokolov möchte seinen großen Gegner überraschen. 10.Lb8 10...Tb8 11.Da4 ist zwar in diesen Kreisen kaum eine Erwähnung wert, aber 10...Lc3 11.bc3 Tb8 12.Da4 Ke7 13.Da7 (13.Dd4 Le6) 13...Dc7 dürfte in Ordnung sein. In dieser Art wird Sokolov den Fortgang erwartet haben. 10...Df6! Doch vor ihm sitzt Aronjan. 11.Lg3 Was sonst? 11.Sf3 ist wohl besser, denn 11...Sc3 12.a3 Lf5 scheitert an 13.Le5; auch 11...Lc3 12.bc3 Tb8 13.e3 braucht der Weiße nicht zu fürchten. 11...Sc3 12.a3 Lf5 13.Dd2 La5 14.b4 Naheliegend und schlecht anstatt des allerdings spektakulären Abspiels 14.Sf3 Sb1! (eine Entdeckung des Armeniers, und nun bitte festhalten:) 15.Da5 Db2 16.Da4 Ld7 17.Le5 Sc3 18.Dd1 Sd1 19.Lb2 Sb2 mit Ausgleich. Am Brett ist so etwas kaum zu entdecken. 14...Se4 15.Dc1 Tc8 Aus. Der schwarze Entwicklungsvorsprung entscheidet die Partie in wenigen Zügen. Viel schwächer ist natürlich 15...Sg3 16.hg3 Lc7, was die meisten von uns gezogen hätten. 16.Ta2 (16.ba5 Tc5 ist einfach) 16ÉTc5 17.Da1 Dc6 18.De5 Kd8 19.Dh8 Kd7, und das Matt in spätestens fünf Zügen ist nicht mehr zu verhindern. Weiß gab auf. Eine schreckliche Erfahrung für den Niederländer.


I. M. David,Dufresne-Sammlung 1881Matt in zwei Zügen


Lösung der Schachaufgabe von A. Johandl:

Zunächst wird weiße Masse beseitigt, als Krönung folgt ein Hineinziehungsopfer: 1.Db5! droht 2.Sf7 Kc8/Df7 3.Da6/Dd7 matt und erzwingt 1ÉKc8 2.Da6 Kd8. Jetzt kommt das Springeropfer doch: 3.Sf7 Df7 4.Dc8 Kc8 5.Se7 matt. Sehr effektvoll.


Die »Meisterpartie« schreibt der Internationale Fernschachmeister Christoph Pragua.

Artikel vom 22.07.2006