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Die Sache mit dem Lachen

Bergs und Siegels Gemeinschaftswerk hatte Premiere

Von Wolfgang Heumer
Cuxhaven (dpa). Wer »die Pappnase auf hat«, hat wenig Grund zum Lachen. Das zeigen der Schlagerkomponist Ralf Siegel und der Kinderbuchautor Christian Berg in ihrer ersten Gemeinschaftsproduktion.
Autor Christian Berg (2.v.l.) und Musikproduzent Ralph Siegel (2.v.r.) mit Timo Riegelsberger und Yvonne Schroll (li.) als Clowns.Foto: dpa

In »Lachen! Die Zeit der Clowns« erzählen die beiden tragikomische Episoden aus den Leben von Zirkus-Spaßmachern. Mit viel Beifall bedacht feierte das Stück, in denen den singenden Clowns häufig das Lachen im Halse stecken bleibt, am Mittwochabend in Cuxhaven Uraufführung. Im September startet in Hamburg die Deutschland-Tournee.
Auch wenn ihm mit seinen bisherigen vier Musicals der große Bühnenerfolg verwehrt blieb, zeigt der unermüdliche Grand-Prix- Kämpfer und Schlagerkomponist Siegel mit »Lachen« eine sichere Hand für eingängige Arrangements. Traurige Balladen, fetzige Zirkusmusik und ohrwurm-verdächtige Musical-Melodien tragen die Texte von Berg, der bislang mit Kindermusicals brillierte und sich nun erstmals im Erwachsenen-Genre versucht.
Anders als in seinen bisherigen Produktionen wie »Urmel aus dem Eis«, »Jim Knopf«, »Dschungelbuch« und »Heidi« greift Berg für sein jüngstes Werk keine bekannte Vorlage auf, sondern knüpft an seine eigenen Berufsträume vor der Autorenkarriere an. »Lachen!« zeigt in einzelnen Szenen die Geschichte zweier Clowns, die in einem Zirkus anheuern.
Mit einer Prise Liebesgeschichte, einem etwas deutlicheren Hauch von Gesellschaftskritik und einer guten Portion Nachdenklichkeit entwickelt sich aus den einzelnen Episoden eine Geschichte um Lebenskünstler, die gegen Finanzjongleure und andere humorlose Zeiterscheinungen zu kämpfen haben. Bis sie eines Tages feststellen müssen: »Das Publikum, Frau Hochmut, ist nicht mehr da.«
Siegels Kompositionen geben den manchmal etwas getragenen Texten die für den Erfolg notwendige Dynamik ebenso wie die für das Thema »Clowns« unverzichtbare Melancholie. In leisen Tönen wie in schmetternden Rhythmen beweist der Komponist wieder einmal seinen untrüglichen Instinkt für das, was den Publikumsgeschmack ansprechen kann.
Die liebevoll und reich an Details gestaltete Kulisse gehören wie die Choreografie (Nicole Viola Hinz) zu den herausragenden Elementen der Bergschen Inszenierung. Darin führt der Autor nicht nur Regie, sondern übernimmt mit dem Clown Pipo auch noch eine tragende Rolle. Für seine jüngste Produktion hat Berg ein gutes Ensemble an seiner Seite.

Artikel vom 14.07.2006