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Gemeinsam
die Krisen
bewältigen

Bush und Merkel: Schulterschluss

Stralsund (dpa). Die USA und Deutschland wollen gemeinsam globale Krisen bewältigen und nach Lösungen im eskalierenden Nahost-Konflikt sowie im Streit über Irans Atomprogramm suchen.
Die Visite von George W. Bush in Angela Merkels Wahlkreis an der Ostseeküste war von großer Herzlichkeit und Harmonie geprägt.
»Wir haben gemeinsame Werte und gemeinsame Interessen«, sagte US-Präsident George W. Bush nach einem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gestern in Stralsund. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz zeigten sich beide besorgt über die militärische Konfrontation zwischen Israel und dem Libanon, aber auch über die erneut verhärteten Fronten im Atomstreit mit Teheran.
Bereits bei der Ankunft Bushs in Merkels Wahlkreis in Mecklenburg-Vorpommern bekräftigten der Präsident und die Kanzlerin demonstrativ den engen Schulterschluss zwischen den USA und Deutschland. »Wir können zusammen so viel erreichen, wenn Amerika und Deutschland Seite an Seite stehen«, sagte Bush vor mehreren hundert ausgewählten Bürgern auf dem Alten Markt der Hansestadt Stralsund.
Nach dem einstündigen Gespräch im Amtszimmer des Stralsunder Oberbürgermeisters Harald Lastovka bekräftigten Bush und Merkel ihre ablehnende Haltung zum iranischen Atomprogramm. Nachdem die UNO-Vetomächte und Deutschland sich entschlossen hatten, den Konflikt erneut an den Sicherheitsrat zu überweisen, forderten beide den Iran abermals zur Kooperation auf. Sollte das Land nicht auf den Vorschlag der internationalen Staatengemeinschaft eingehen, müssten andere Wege eingeschlagen werden, sagte Merkel.
Im Nahost-Konflikt verteidigten beide zwar das militärische Vorgehen Israels im Libanon, warnten aber zugleich vor einer Schwächung der demokratischen Regierung in Beirut. »Israel hat das Recht, sich zu verteidigen. Jede Nation muss sich verteidigen gegen terroristische Angriffe«, betonte Bush. Was immer aber Israel auch tue, dürfe nicht dazu führen, dass die Regierung im Libanon geschwächt werde. Der Präsident fordert auch Syrien auf, Verantwortung für eine Deeskalation zu übernehmen.
Merkel sagte, Ausgangspunkt der jüngsten Entwicklung in Nahost seien die Entführung israelischer Soldaten und das Verhalten der radikal-islamischen Hisbollah gewesen. Die Kanzlerin forderte alle beteiligten Seiten auf, mit Augenmaß vorzugehen. Vordringlich sei die Freilassung der Soldaten und ein Ende des Raketenbeschusses auf Israel. Der US-Präsident sprach von einer »sehr traurigen Lage«.
In ihrer Begrüßungsrede hatte Angela Merkel an die Hilfe der USA bei der Vereinigung Deutschlands erinnert: »Wir haben den Vereinigten Staaten viel zu verdanken, dass wir in Frieden und Freiheit heute gemeinsam in einem Land, in Deutschland, leben können.«
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Artikel vom 14.07.2006