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»Abendmahl« verbindet
Kunst mit der Religion

Vier Predigten in Neustädter Marien- und Süsterkirche

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). »Abendmahl - Tischgemeinschaft - Lebensgemeinschaft« lautet das Motto einer Predigt-Reihe über Kirche und Kunst in der Neustädter Marien- und in der evangelisch-reformierten Süsterkirche. In vier Veranstaltungen widmen sich Pastor Alfred Menzel und Pastorin Erika Edusei alten wie neuen Werken und heutigen Lebensfragen.

Den Auftakt bildet bereits kommenden Sonntag, 16. Juli, der erste von zwei Gottesdiensten ab 10 Uhr in der Neustädter Marienkirche. Pastorin Erika Edusei spricht über »Das letzte Abendmahl«, wie es auch die Tafel 16 des Bielefelder Marienaltars zeigt. Eine Woche später, Sonntag, 23. Juli, 10 Uhr, beleuchtet Pastor Menzel »Das Abendmahl« von Max Beckmann.
Letzterer hat seine Lithographie auf Bütten 1911 in Berlin geschaffen. Schon im Jahre 1400 hat der Meister des Bielefelder Marienaltars in der Mitte des Bildzyklus' vom Leben, Leiden und Auferstehen Jesu die Tafel »Das letzte Abendmahl« eingefügt. Der Altar wurde später, 1840, um seine Flügel »gestutzt«, weil die Kirche - wie heute - Geld brauchte. Trotzdem erzählt er nicht nur die Geschichte Jesu, sondern stellt auch »ein Stück Kirchen- und Stadtgeschichte dar«, wie Menzel betont.
»Die Kooperation zwischen unseren beiden Kirchengemeinden besteht seit Sommer 2005, wir sind ähnlich gestrickt und haben uns entdeckt«, so der Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Neustädter Marienkirchengemeinde. Als Nachbarn wolle man nun gemeinsam mit der Evangelisch-reformierten Süsterkirchengemeinde ein Zeichen auch nach außen setzen.
Und zwar für ein »soziales Miteinander«, wie Pastorin Edusei erklärt. Schließlich habe die Kirche nicht zuletzt dem Zwang zum Sparen inhaltlich viel entgegenzusetzen. Sonntag, 30. Juli, 10.15 Uhr, wird sie sich Max Liebermanns Ölgemälde »Der Künstler skizzierend im Kreis seiner Familie« widmen. Die Villa am Wannsee und sein berühmter Garten sind Gegenstand des Liebermannschen Spätwerkes, eines von fünf Familienbildern, die zwischen 1925 und 1926 entstanden sind. In diesem Frühjahr 2006 sind Haus und Garten wieder zugänglich geworden.
Familiensinn bewies 1952 auch Joan Miró, als er sein Werk »La famille« schuf. Die Farbradierung wird Pastorin Edusei zum Abschluss Sonntag, 6. August, 10.15 Uhr, in den Mittelpunkt ihrer Predigt in der Süsterkirche stellen. Die Bilder von Miró und Beckmann werden im Original als Leihgaben von der Bielefelder Kunsthalle zur Verfügung gestellt.

Artikel vom 14.07.2006