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Rakete im Mini-Format
nun fürs Wohnzimmer

Heinrich Reder erinnert an Raumfahrtpionier Oberth

Von Gerhard Hülsegge
und Hans-Werner Büscher (Foto)

Bielefeld (WB). »Mond und Erde« haben Hermann Oberth (1894-1989) aus Hermannstadt in Siebenbürgen ein Leben lang beschäftigt. Der Bielefelder Heinrich Reder hat dem deutschen Physiker und Raumfahrtpionier jetzt ein weiteres Kunstwerk gewidmet, das Oberths Tochter Erna Roth (87) in Fürth erhalten soll.

»Ich habe eine 95 Zentimeter kleine Kopie meines Mahnmals aus Metall, das bereits im 1970 errichteten Hermann-Oberth-Raumfahrtmuseum in Feucht bei Nürnberg steht, gefertigt, damit sie nicht immer dorthin gehen muss, um es zu betrachten«, so der 76-jährige Reder, der vor 25 Jahren aus Kronstadt nach Deutschland kam. Eigentlich hatte es schon zum 100. Geburtstag fertig sein sollen. Eine Herz-Operation kam jedoch dazwischen.
Deshalb fristet die stilisierte Rakete mit Mobil auf schiefer Bahn ihr Dasein momentan auch noch in der Gravur-Werkstatt nahe der Pauluskirche. Ob sie bald auf Reisen gehen kann, hängt davon ab, ob Heinrich Reder, der vor 25 Jahren aus dem damals noch kommunistischen Rumänien nach Deutschland floh, jemanden findet, der sein Meisterstück im Mini-Format ins Frankenland transportiert.
Hermann Oberth gilt als Erfinder der mit flüssigem Treibstoff angetriebenen Großraketen. 1920 fand er heraus, dass zur Erreichung großer Höhen nur ein Raketenprinzip mit mehreren Stufen in Frage kam. Er schrieb eine Reihe von Büchern. Sein bekanntestes Werk »Die Rakete zu den Planetenräumen« erschien im Jahr 1923. Er belegte, dass es möglich ist, das Rückstoßprinzip so anzuwenden, dass der Raketenantrieb auch im Vakuum funktioniert.
Oberths Arbeiten beeinflussten eine ganze Generation von Raumfahrtpionieren. Von vielen wird er noch heute als Vater der Raumfahrt angesehen. Mehr noch als Wernher von Braun, mit dem er seit 1929 zusammenarbeitete. Von 1941 bis 1943 arbeitete Oberth auch an der Heeresversuchsanstalt in Peenemünde, wo er an der Entwicklung der V2-Rakete (der NS-»Wunderwaffe«) beteiligt war. Was Kritiker dazu ermunterte, den siebenbürgischen Wissenschaftler als »Hitlers Dr. Faust« zu bezeichnen. Angekreidet wurde Oberth, der 1954 vorübergehend in den USA tätig war, auch seine zeitweilige Mitgliedschaft in den NPD.
»Man muss die Natur nützlich machen für den Menschen«. Davon ist auch Heinrich Reder überzeugt. Deshalb »tüftelt« der gelernte Spengler, Dreher, Schlosser und Kraftfahrer mit insgesamt sieben Berufen ebenfalls gerne. Zum Beispiel an einem Bett, das ihm das Aus- und Einsteigen dank technischer Hilfsmittel erleichtert. Reders wichtigstes Handwerkzeug: »Die Lust an der Arbeit und die Freude am Gelingen«.
Das nächste Projekt hat der umtriebige Rentner bereits in Angriff genommen. Er möchte einen Motor aus Permanent-Magneten bauen, der keine Kabel braucht, weil ihn die Luft in Bewegung setzt. Nur: »Das Ein- und Ausschalten ist noch ein Problem..

Artikel vom 14.07.2006