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Feilschen und Lieben

Bill Nighy und Kelly Macdonald in Komödie bei Arte

Arte, 20.40 Uhr: Es treffen sich zwei Menschen, die scheinbar wenig gemeinsam haben. Was sie zeitweilig zusammenhält, das schildert die Komödie »G8 auf Wolke Sieben«.

Der schüchterne Lawrence (Bill Nighy), Referent des britischen Finanzministers, kommt in einem Café mit der unkomplizierten Gina (Kelly Macdonald) ins Gespräch. Als er sie überstürzt einlädt, ihn auf das G8-Gipfeltreffen auf Island zu begleiten, ahnt er nicht, dass sie die Politiker mit unangenehmen Fragen provozieren wird. Einen Tag vor dem G8-Gipfel in St. Petersburg zeigt Arte die Komödie, die eine Liebesgeschichte mit der Welt des Gipfeltreffens verbindet.
Während sich Lawrence und Gina in der isländischen Hauptstadt Reykjavik näher kommen, debattieren die Spitzenpolitiker und ihre Berater auf der Konferenz über das zentrale Millenniumsziel, die Halbierung der weltweiten Armut. Sie feilschen so lange, bis das Thema fast von der Tagesordnung verdrängt wird.
Lawrence versinkt vor Peinlichkeit beinahe in den Boden, als seine Freundin seinen direkten Vorgesetzten, den britischen Finanzminister (Ken Stott), mit kritischen Fragen bedrängt: Setzen Sie sich als maßgeblicher Politiker tatsächlich genug dafür ein, dass die Großmächte ihre Mittel verwenden, um das tägliche Sterben von 30000 Kindern zu bekämpfen? Lawrence wird wegen seiner Beziehung zu Gina als Sicherheitsrisiko für den G8-Gipfel angesehen und läuft Gefahr, seine Stellung zu verlieren. Zudem muss er sich auch noch vor sich selbst rechtfertigen, ob er das Richtige tut, um seiner eigenen Überzeugung gerecht zu werden.
»G8 auf Wolke Sieben« - der englische Titel lautet schlicht »The Girl in The Café« - bettet eine poetische Romanze in eine genau recherchierte, faktengestützte Studie über Armut und Hunger sowie den internationalen Politikbetrieb ein. Diese seltene Mischung verdankt der Film, der im Jahr 2005 in London und auf Island gedreht wurde, der Zusammenarbeit des britischen Regisseurs David Yates mit dem Drehbuchautor Richard Curtis und einer hochkarätigen Besetzung.
»The Girl in the Café« wurde 2006 in den USA für den Golden Globe in der Kategorie bester Schauspieler nominiert. Auf der Berlinale-Gala erhielt er den Preis für die beste Regie.

Artikel vom 14.07.2006