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Kampfparole islamischer »Gotteskrieger«

»Die Amerikaner lieben Coca-
Cola. Wir lieben
den Tod.«

Leitartikel
Neues aus Trinwillershagen

Weltpolitik
ist nie
idyllisch


Von Rolf Dressler
Nicht enden will die Hochsommeridylle in und über Deutschland. Kaum ein Wölkchen trübt den strahlend blauen Himmel. Gerade erst sind die Riesenwogen kollektiver Freude und Begeisterung rund um den WM-König Fußball abgeebbt, da richten sich (fast) alle Augen - auf Mecklenburg-Vorpommern.
Denn ausgerechnet dort macht für kurze Zeit die hohe Weltpolitik Station. An Schauplätzen mit so klangvollen Orts- und Städtenamen wie Stralsund, Heiligendamm und Trinwillershagen natürlich, wo George W. Bush, der mächtigste Mann auf dem Erdenrund, und unsere Kanzlerin Angela Merkel nach getaner Tagesarbeit gestern abend Köstlichkeiten vor allem vom Wildschwein am Spieß genießen durften.
Ein paar tausend Kilometer südlich möchte unterdessen die palästinensische Terrororganisation Hisbollah, die sich »Partei Gottes« nennt, offenbar größtmögliches Medieninteresse auf sich ziehen. Deshalb trägt sie ihren unbändigen Juden-Hass via Fernsehbild und Ton aus dem Libanon direkt nach Trinwillershagen. Schatten sollen fallen nicht nur auf das mecklenburgische Idyll, sondern vor allem auf den übermächtigen Buh-Mann aus dem Weißen Haus in Washington. Dafür ist all jenen, die im Namen des Propheten ihre Blutspur ziehen, augenscheinlich jedes Mittel recht.
Anders sind Terror, Bombengewalt und Krieg nicht zu erklären. Weder das alltägliche schauderhafte (Massen-)Morden in Bagdad noch die immer neuen Attentate gegen Israelis noch die jüngsten furchtbaren Anschläge von Bombay. Es ist, als werde die Menschheit von einer Seuche heimgesucht, der bislang noch niemand beikommen kann oder mit allen gebotenen Mitteln wirklich durchgreifend beikommen will.
In unseren Zeiten fabelhafter Hochtechnik ist »Mutter Erde« gleichsam auf Kleinformat geschrumpft. Längst vorbei sind die schöpferische Tage eines Johann Wolfgang von Goethe, in dessen weltberühmtem »Faust« es heißt: »Nichts Besseres weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei, wenn hinten, weit in der Türkei, die Völker aufeinander schlagen ...«
Folglich ist das perfide Kalkül auch der Hisbollah aufgegangen. George Bush und Angela Merkel sahen sich auch im hochsommerlich-beschaulichen Trinwillershagen wieder einmal unbequem nah mit dem ewigen Widerstreit von Gut und Böse, Krieg und Friedenssuche befasst. So ging denn vom nahegelegenen Stralsund eine klare politische Botschaft aus: dass jeder Staat, jedes Volk, jede Nation das verbriefte Recht habe, sich gegen jedweden Angriff auf seine Existenz und Leib und Leben seiner Bewohner mit ganzer Kraft zur Wehr zu setzen.
Ob vor diesem aktuellen Krisenhintergrund gestern wohl auch der eine oder andere mecklenburgische SPD-Politiker der übergroß angekündigten Anti-Bush-Demonstration ferngeblieben ist?
»Zu Gast bei Freunden« - das klingt doch ungleich freundlicher.

Artikel vom 14.07.2006