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Floyd Landis klettert in Gelb

Tour de France: Mentschow gewinnt Königsetappe - Klöden verliert Zeit

Vielha (dpa). Auf der »Königsetappe« der 93. Tour de France hat sich wieder ein US-Amerikaner zum Anführer des Pelotons aufgeschwungen.

Ein Jahr nach dem Rücktritt des Seriensiegers Lance Armstrong fährt dessen früherer Helfer Floyd Landis seit gestern im Gelben Trikot. Der Franzose Cyril Dessel wehrte sich tapfer - am Ende fehlten ihm auf dem 1860 Meter hohen Puerto de Beret im Ziel nur acht Sekunden zur Verteidigung seiner Spitzenposition. Mit diesem Vorsprung führt Landis das Gesamtklassement vor Dessel und dem Etappensieger Denis Mentschow (Russland/1:01 zurück) an. Auf dem dritten Tagesrang verpasste Landis seinen ersten Etappensieg bei der Tour knapp.
Andreas Klöden fuhr auf der 11. Etappe über 206,5 Kilometer von Tarbes auf den Puerto de Beret in Spanien bis 7,7 Kilomter vor dem Ziel ein großes Rennen. Dann musste der T-Mobile-Kapitän abreißen lassen. Sieben Fahrer zogen davon - unter ihnen dürfte der künftige Toursieger zu finden sein. Im Gesamtklassement liegt Klöden jetzt auf dem 6. Rang als bester deutscher Tourteilnehmer mit 2:29 Minuten Rückstand auf Landis.
»Ich bin völlig kaputt - mehr ging nicht. Vielleicht haben wir heute zu früh zu viel gegeben. Am Ende fehlte uns etwas die Kraft«, meinte Klöden, der wegen einer Schulter-Operation im März nur zwei Rennen als Vorbereitung bestreiten konnte. Er, Michael Roger, Patrik Sinkewitz und Matthias Kessler hatten auf den vier Anstiegen vor der Bergankunft die meiste Arbeit an der Spitze des Feldes geleistet. Tour-Debütant Markus Fothen, weiter im Weißen Trikot des besten Nachwuchsfahrers, machte eine sehr gute Figur, fuhr lange in der letzten Spitzengruppe. Er musste kurz vor Klöden die Waffen strecken und hatte im Ziel 3:05 Minuten Rückstand auf Landis. Fothens Kollege Levi Leipheimer (USA) dagegen wetzte seine Scharte vom Zeitfahren in Rennes aus und überzeugte als Tageszweiter. »Jetzt rückt Paris in Weiß näher«, freute sich Fothen.
»Ich möchte die Tour gewinnen und wenn das gelingt, ohne einen Etappensieg - dann ist es okay. Einige haben die Stärke unseres Teams unterschätzt, wir haben aber auch ein bisschen getrickst. Als ich vor eineinhalb Jahren erfahren habe, dass ich ernsthafte Probleme mit der Hüfte habe, begann ich, über viele Dinge anders zu denken«, sagte der neue Mann in Gelb, der sich am Jahresende einer Hüftoperation unterziehen muss und dabei eventuell ein künstliches Gelenk erhält.
Zu den großen Verlierern der schwersten Pyrenäen-Etappe gehörten die Fahrer aus der Armstrong-Mannschaft Discovery Channel. George Hincapie (USA), Jaroslaw Popowitsch (Ukraine) und Paolo Savoldelli (Italien) hatten nicht die Mittel, vorne mit zu fahren. Iban Mayo (Spanien) und Giovanni Lombardi (Italien) aus der CSC-Mannschaft stiegen aus.
Fabian Wegmann hatte einen besonders harten Arbeitstag. Schon 35 Kilometer nach dem Start hatte er sich mit drei weiteren Fahrern zu einer Ausreißergruppe zusammengefunden, um die Jagd auf die Bergpunkte zu eröffnen. Auf dem Tour-Klassiker Tourmalet wurde er Zweiter hinter David de la Fuente, auf dem Aspin holte er das volle Kontingent von 15 Punkten, auf dem Peyresourde musste der Profi vom Team Gerolsteiner wieder de la Fuente vorlassen. Damit sicherte sich der Spanier das weiße Bergtrikot mit den roten Punkten.

Artikel vom 14.07.2006