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Schwarzbrot, aber gut
Dicht
am
DHB

Von Oliver  Kreth

Der Rausch ist verflogen, das Aspirin gegen den Nach-Kick-Kater aufgebraucht. Und schon steht die nächste Ball-Party an. Zwar nicht mit dem Fuß, dafür mit der Hand. Und während die Klinsmänner dank ihre Chefmotivators in höheren, amerikanisierten Sphären lustwandelten, versprechen die Heiner-Brand-Boys Handfestes, gutes Schwarzbrot auf dem Parkett.
Das liegt schon an ihrem Vorturner, dem Oberberger mit Bodenhaftung. Hysterie und Hype ist von ihm nicht zu erwarten - nur Erfolg. Auch wenn nach dem Rücktritt der goldenen Generation beim Heimspiel in Deutschland die Zielvorgaben kleiner sind. Die, auch das ein Unterschied zum schwäbischen Kurzgastspieler, übrigens nur intern formuliert werden. Aber natürlich will der Weltmeister von 1978, seit einem Jahrzehnt Trainer der nationalen Auswahl, Weltmeister werden.
Als in Deutschland 2004 Jürgen Klinsmann zum Erneuerer stilisiert wurde, konnte der 53-Jährige nur leicht unter seinem Schnauzbart lächeln. Sportpsychologen, das wusste Brand, setzten die Hockeyspieler schon seit einem Jahrzehnt ein, auch für den Handball war das nichts Neues. Thema Fitmacher: Damit bereiteten sich die DHB-Jungs schon 2004 auf Olympia vor. Terra-Bänder, Aerobic: Dazu brauchten die Handballer keinen US-Import. Ihr Mark Verstegen heißt Prof. Dr. Klaus Blum und lehrt an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Thema Videos: Hier analysiert der Chef lieber selber. Und konnte sich eine Spitze dann doch nicht verkneifen: Der Fußball hätte da noch Nachholbedarf gehabt, vor Klinsmann habe er lediglich vom großen Überblick gelebt.
Der sieht für die zweitpopulärste Ballsport in Deutschland positiv aus. In der abgelaufenen Saison kamen 1 377 777 Zuschauer in die Hallen - Rekord. Der Trend zu großen Hallen, zu Handball-Events ist ungebrochen. Eine erfolgreiche WM im Jahr 2007 könnte da noch einen Schub bringen.
Logisch war es, dass der DHB den Großteil der WM-Spiele nach Ostwestfalen-Lippe vergeben hat. Drei Erst-, zwei Zweitligaklubs bei den Männer, ein Erstligist bei den Frauen sprechen für Handball-Faszination in der Region. Und Party können sie auch. Aber bodenständig und ohne Kater.

Artikel vom 15.07.2006