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Die Nachtwache geht
wieder auf die Straße

Das pralle Leben zum 400. Geburtstag Rembrandts

Amsterdam/Leiden (dpa). Als Sohn eines braven Müllers im niederländischen Leiden am Rhein geboren, mit 35 Jahren »einer der berühmtesten Maler unseres Jahrhunderts«. So urteilte damals der Bürgermeister von Leiden, wo Rembrandt Harmenszoon van Rijn am 15. Juli 1606 auf die Welt kam. Genau 400 Jahre ist das her.

Amsterdam und Leiden sind im Rembrandt-Fieber: Die Heimatstädte des größten Malers der niederländischen Geschichte haben dessen 400. Geburtstag schon lange vorbereitet. Gleichzeitig ist Halbzeit im Rembrandt-Jahr, das schon Heerscharen von Touristen in die Niederlande gelockt hat.
In Anspielung auf Rembrandts Hell-Dunkel-Technik hat die Stadt Leiden ihre Festlichkeiten unter das Motto gestellt: »In Leiden sah Rembrandt das Licht«. Sein Geburtshaus steht nicht mehr, wohl aber ein Ebenbild der Mühle, die sein Vater betrieb. In der ganzen Stadt soll an diesem Wochenende Rembrandts Zeit wieder aufleben, mit Handwerkern, Musikanten und Schauspielern. Darsteller in den Kostümen der Figuren der »Nachtwache« stellen Rembrandts wohl berühmtestes Bild nach. Auf den Grachten werden noch zwölf andere Bilder Rembrandts zum Leben erweckt.
Mit Rembrandt-Fahnen und riesigen Transparenten macht Amsterdam auf seinen berühmten Bürger aufmerksam. Dorthin war der Maler im Alter von 25 Jahren gezogen, dort starb er am 4. Oktober 1669. Sein Wohnhaus in der Jodenbreestraat ist zu besichtigen. Dort ging gerade die Ausstellung »Rembrandt, ein Genie auf der Suche« zu Ende, die weit mehr als 100000 Besucher angezogen hat und seit dem 8. Juli an in Berlin zu sehen ist. Im Rembrandthaus werden nun Rembrandts Radierungen gezeigt. Darüber hinaus gibt das Museum einen hervorragenden Eindruck vom Leben Rembrandts: Da der Maler das Gebäude nicht abbezahlen konnte und deshalb sein Hab und Gut versteigern lassen musste, wurde eine exakte Liste seines Besitzes aufgestellt. Dadurch konnte die Einrichtung des Hauses genau rekonstruiert werden.
Am Geburtstag des Meistes wird im Amsterdamer Theater Carré ein Musical über Rembrandts Leben uraufgeführt. Es wird bis einschließlich Februar 2007 zu sehen sein. Im Reichsmuseum vermittelt der britische Regisseur Peter Greenaway bis zum 4. August freitagabends mit einer Installation neue Annsichten der »Nachtwache«.
In vielen Museen in Amsterdam gibt es Rembrandt-Ausstellungen: Das Reichsmuseum präsentiert vom 11. August an bis zum Jahresende in zwei Abschnitten Zeichnungen Rembrandts - eine der größten Sammlungen der Welt. Das Jüdische Historische Museum in Amsterdam beschäftigt sich vom 10. November an mit dem »jüdischen« Rembrandt. Rembrandt-Forscher sahen ihn teilweise als Juden an, weil er im jüdischen Viertel gewohnt und viele biblische Motive mit hebräischen Texten gemalt hat. In Leiden zeigt das Museum De Lakenhal vom 6. Oktober an Rembrandts Landschaften. Im Mauritshuis in Den Haag wird noch bis zum 18. September »ein Sommer mit Rembrandt« verbracht. Neu restaurierte Werke sind zu bewundern.

Artikel vom 15.07.2006