13.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Handy bald richtig billig

Gebühren sollen 70 Prozent sinken

Brüssel (dpa). Für alle, die auch im Ausland nicht auf das Handy verzichten möchten, um mit den Lieben daheim zu telefonieren, könnten bald rosigere Zeiten anbrechen. Die EU-Kommission will die Mobilfunkanbieter in Europa zwingen, Handy-Gespräche um bis zu 70 Prozent billiger zu machen.

Kommissionspräsident José Manuel Barroso und die zuständige Kommissarin Viviane Reding machten gestern in Brüssel entsprechende Vorschläge. Mobilfunkbetreiber reagierten mit heftiger Kritik. Dabei hat die EU-Kommission ihre ursprünglichen Pläne bereits abgeschwächt.
Mindestens 147 Millionen Mobilfunk-Kunden litten unter den hohen Kosten. Sollte das Vorgehen von den EU-Staaten und dem Europaparlament gebilligt werden, könnte die deutliche Preissenkung schon im Sommer 2007 spürbar sein. Dabei nimmt die EU-Kommission nicht nur die Roaming-Gebühren, die bei der Durchleitung von Gesprächen durch andere Mobilfunknetze anfallen, ins Visier, sondern auch die Endkundenpreisaufschläge. Diese sollen künftig 30 Prozent der Großhandelspreise nicht überschreiten.
Ein Sprecher von Vodafone D2 in Düsseldorf nannte den Vorschlag der Kommission »völlig überflüssig« und eine gefährliche Einmischung in den Wettbewerb. »Es wird künftig weniger Wettbewerb geben und innovative und günstige Produkte würden in Frage gestellt«. Auch beim Marktführer T-Mobile stießen die Brüsseler Ideen auf Ablehnung. Die Mobilfunkbranche könne sich besser selber regulieren. »Wir sind zu deutlichen Preissenkungen in der Lage«, betonte ein Sprecher.
Ein Dorn im Auge sind der EU-Kommission seit längerem überhöhte Roaming-Gebühren, die die Mobilfunkbetreiber für die Durchleitung von Telefonaten von anderen Netzbetreibern kassieren. Laut Schätzungen der europäischen Mobilfunknetzbetreiber hat das Roaming einen Marktwert von 8,5 Milliarden Euro. Die Roaming-Kosten, die in der EU schwanken und in einigen Staaten sehr hoch sind, muss weitgehend der Kunde tragen. Beispielsweise zahlt ein Finne für ein vierminütiges Gespräch aus Schweden nach Hause 0,20 Euro. Für einen Malteser in Lettland kostet der Anruf nach Hause hingegen 13,05 Euro.
»Der Binnenmarkt ist erster Linie für den Verbraucher da«, sagte Barroso. »Mit unseren Vorschlägen werden sie fairer behandelt.« Da die nationalen Aufsichtsbehörden über Jahre hinweg »zu wenig und zu spät« etwas getan hätten, müsse nun die Kommission den Wettbewerb über die Grenzen hinweg garantieren. »Aber wir greifen nicht in einen Markt ein, sondern wir schaffen einen.« Vor allem für kleine und mittlere Unternehmen seien die Roamingkosten eine Last. 110 Millionen Teilnehmer seien Geschäftskunden.

Artikel vom 13.07.2006