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»Muss kein Luhmannianer sein«

Bielefelder Wissenschaftspreis geht an Amerikaner Ronald M. Dworkin

Bielefeld (bp). Ronald M. Dworkin (75), Professor an der New York University School of Law und dem University College London, erhält den mit 25 000 Euro dotierten Bielefelder Wissenschaftspreis 2006. Verliehen wird er durch die Stiftung der Sparkasse im Gedenken an den Bielefelder Soziologen Niklas Luhmann.

Uni-Rektor Prof. Dr. Dieter Timmermann, Vorsitzender der Jury, Oberbürgermeister Eberhard David und Hans-Georg Vogt, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bielefeld, gaben gestern den Namen des Preisträgers bekannt. Der Preis wird nach 2004 zum zweiten Mal verliehen.
Insgesamt habe die Jury 30 Vorschläge begutachtet; Dworkin wurde von Jurymitglied Prof. Dr. Dieter Grimm (Wissenschaftskolleg Berlin) vorgeschlagen.
Die Laudatio bei der Preisverleihung am 15. Dezember in der Stadthalle hält der Philosoph Jürgen Habermas - eine Neuauflage einer Diskussion zwischen den beiden Wissenschaftlern, die im Mai 1994 im ZiF stattfand.
Uni-Rektor Dieter Timmermann betonte, Dworkin nehme den Preis gern an: »Er hat gesagt, dass er sich freut und geehrt fühlt.« Gewürdigt werde einer der bedeutendsten Rechtstheoretiker und Rechtsphilosophen der Gegenwart. Sein Thema sei auch stets die Auseinandersetzung mit der Gerechtigkeit. So habe er unter anderem auch über Guantanamo geschrieben unter der Überschrift »Amerika zerstört seine Selbstachtung«. In diesem Bestreben, das Gerechtigkeitsproblem zeitgemäß zu reformulieren, sei auch eine Verbindung zu Luhmann zu sehen, aber, so Timmermann: »Der Preisträger muss kein Luhmannianer sein.«
Die Juryentscheidung sei einstimmig gefallen. Mitglieder der Jury sind neben Timmermann Prof. Dr. Dieter Grimm, Prof. Dr. Franz-Xaver Kaufmann, Prof. Dr. Wolfgang Prinz und Thomas Assheuer, beratend dabei sind der Oberbürgermeister und Hans-Georg Vogt. Für Oberbürgermeister Eberhard David ist der Bielefelder Wissenschaftspreis nicht zuletzt ein Marketinginstrument, das »den Bekanntheitsgrad der Hochschulstadt Bielefeld steigert«. Der Preis sei »auf Dauer« angelegt, um seine Bedeutung zu festigen. Er wisse aber, so David, dass sich eine Dotierung in Höhe von 25 000 Euro »im oberen Bereich« bewege. Timmermann wies darauf hin, dass die Universität vor drei Jahren auch eine Luhmann-Gastprofessur eingerichtet habe, bereits zwei renommierte Wissenschaftler - einer von der Stanford-University, der andere von der Columbia-University - zeitweise in Bielefeld gelehrt habe. 2004, bei der ersten Vergabe des Bielefelder Wissenschaftspreises, teilten sich den Preis die beiden Deutschen Prof. Dr. Renate Mayntz und Prof. Dr. Fritz W. Scharpf.

Artikel vom 14.07.2006