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Neue Erkenntnisse, die
kranken Herzen helfen

Innovative Forschungen im Klessmann-Institut

Bielefeld/Bad Oeynhausen (WB/ke). Das Erich-und-Hanna-Klessmann-Institut wurde im September 2004 eröffnet - auf Initiative Professor Dr. Reiner Körfers, des Ärztlichen Direktors des Herz- und Diabeteszentrums (HDZ) in Bad Oeynhausen. Privatdozent Dr. Hendrik Milting leitet die Einrichtung mit neun Mitarbeitern, darunter Bio- und Naturwissenschaftler aus Bielefeld und Bochum.

Vor sieben Jahren hatte Milting mit nur einem Mitarbeiter seine Tätigkeit in einem kleinen Forschungslabor im HDZ begonnen. Es folgte die erste experimentelle Arbeitsgruppe zur Herz- und Kreislaufforschung. Bei möglichst vielen Patienten eine Herztransplantation zu vermeiden, ist das Ziel. Die Forschungsvorhaben dienen Milting zur Verbesserung der Behandlung der Herzinsuffizienz unter Einsatz von Kunstherzsystemen. Das ist besonders für junge Erkrankte von Bedeutung, denn Spätfolgen nach Herztransplantationen sind nach vielen Jahren oft unvermeidlich.
Untersucht werden neuere Therapieformen wie der Einsatz von Stammzellen und die Anwendung von Medikamenten für die Erholung des erkrankten Herzens. Die Stammzellen sollen Herzmuskelzellen entwickeln, die bei einer Bypass-Operation anstelle des vernarbten Gewebes eingesetzt werden. Ob diese Therapie eine Alternative zur Transplantation darstellt, ist noch ungewiss. Ursachenforschung werde unter anderem bei der Herzmuskelentzündung betrieben, erklärt Milting. So wird untersucht, wie Viren zu der Herzschädigung beitragen: »Hier gibt es noch großen Forschungsbedarf.«
Auch wie junge Patienten anders pharmakologisch behandelt werden können, spielt eine Rolle. Weiterer Schwerpunkt ist die Erkundung genetischer Ursachen von familiär gehäuft auftretenden Herzerkrankungen. Den Forschungen auf diesem Gebiet dienen auch molekular- und zellbiologische Untersuchungen der HDZ-Labore. Bei der Finanzierung des Instituts spielt die Stiftung der Namensgeber eine wichtige Rolle. Das Ehepaar Erich und Hanna Klessmann aus dem Kreis Gütersloh widmete dem Herzzentrum zur Erforschung der Herzinsuffizienz einen Teil ihres Vermögens.
In den achtziger Jahren hatte der Eigentümer eines Maschinenbauunternehmens bei einer Herzklappen-Operation die Einrichtung in Bad Oeynhausen kennen und schätzen gelernt. Der inzwischen verstorbene Volkswirt Dr. Weger, früher bei Bertelsmann tätig, baute die Klessmann-Stiftung auf. Zu den Förderern gehören verschiedene Stiftungen, Universitäten und andere Einrichtungen. Die große Gruppe der privaten Sponsoren unterstützt vor allem die Forschung für Kunstherz-Patienten.
Das Klinikum der Ruhruniversität Bochum in Bad Oeynhausen sei »nicht nur Türschild oder Briefkopf«, wie Milting betont. Der Forschungsauftrag zur Verbesserung der medizinischen Behandlung stehe im Mittelpunkt. Miltings Ziel ist es, das Institut zu vergrößern. Als Beispiel nennt er die Untersuchung angeborener Erkrankungen mit molekular-genetischen Methoden.

Artikel vom 17.07.2006