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2000 Euro mehr für
Oberärzte gefordert

Arbeitgeber sprechen von »inakzeptabler Forderung«

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Oberärzte an kommunalen Krankenhäusern sollen 2000 Euro im Monat mehr verdienen als bisher. Das fordert die Ärzte-Gewerkschaft Marburger Bund nach Informationen dieser Zeitung.
Martin Eversmeyer vom Klinikum Herford.

»Die Gewerkschaft verlangt noch mehr, als sie in den Verhandlungen mit den Ländern für die Universitätskliniken erreicht hat«, sagte gestern die Sprecherin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Svea-Christina Thümler. Sie nannte das Ansinnen »völlig inakzeptabel«. Die finanzielle Situation der Krankenhäuser lasse schon die Übernahme des Abschlusses für die Uni-Kliniken nicht zu, geschweige denn mehr.
Würde der Tarifvertrag mit den Ländern 1:1 umgesetzt, entstünden einem Haus mit 1000 Betten Mehrkosten in Höhe von 2,5 Millionen Euro jährlich. Wie diese Zeitung erfuhr, möchte der Marburger Bund, dass ein Facharzt in der letzten Engeltstufe 5 noch 611 Euro mehr im Monat verdient als seine Kollegen an Universitätskliniken. Ärzte, die direkt von der Universität kommen, sollen 3525 Euro erhalten; die Arbeitgeberseite hat nur 3400 Euro angeboten. Oberärzten will sie statt 2000 maximal 1000 Euro mehr zugestehen.
Die Verhandlungen wurden am Dienstag abend in Düsseldorf ohne Ergebnis unterbrochen. Gestern weiteten die Ärzte ihre Streiks aus und legten unter anderem im Klinikum Minden eine »aktive Mittagspause« ein. Insgesamt beteiligten sich 12 500 Ärzte in acht Bundesländern. Heute wollen Mediziner auch am Klinikum Lippe in Lemgo die Arbeit niederlegen.
In dem Konflikt fordert der Marburger Bund für die 70 000 Ärzte an 700 kommunalen Kliniken einen eigenen Tarifvertrag. Den lehnen das Klinikum Herford, das Klinikum Lippe und der Klinikverbund im Mühlenkreis Minden-Lübbecke ab. Der Vorstandsvorsitzende des Klinikverbundes im Mühlenkreis, Gerald Oestreich: »Wir können keinen eigenen Ärztetarif akzeptieren, denn der würde wie Sprengstoff auf die anderen Beschäftigten im Krankenhaus wirken.«
Bei den Klinik-Chefs in OWL stößt auf Unverständnis, dass der Marburger Bund an kommunalen Häusern noch mehr fordert, obwohl dort die Arbeitsbedingungen besser seien als an Uni-Kliniken. »Der Druck, der sich an den Uni-Kliniken entlud, ist bei uns in dem Maße nicht vorhanden«, sagte der Vorstand des Klinikums Herford, Martin Eversmeyer. Wie seine Kollegen lehnt er Tarifverträge einzelner Häuser mit dem Marburger Bund ab. Weil das Budget der städtischen Krankenhäuser 2006 nur unzureichend um 0,63 Prozent gestiegen sei, fordert Eversmeyer eine »politische Diskussion über die zukünftige Finanzierung«.

Artikel vom 13.07.2006