25.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schulmuseum:
Lavendelduft
liegt in der Luft

Neuer Kräutergarten mit 60 Arten

Von Annemargret Ohlig
(Text und Fotos)
Senne (WB). Miraculix kannte sich bestens mit ihnen aus. Sie wissen schon - dieser weißbärtige Typ, der mit seinem Zaubertrank Asterix und Obelix unbesiegbar und damit den Römern das Leben mächtig schwer machte. Später nahmen sich die Mönche ihrer an, hegten und pflegten sie in mittelalterlichen Klostergärten - und schrieben dicke Bücher über ihre Risiken und heilsamen »Nebenwirkungen« in Küche und Krankenstube.

Und auch im Schul- und Bauerngarten des Senner Museums Osthusschule gibt es für sie seit dem vergangenen Herbst einen eigenen Bereich: den Heilpflanzen- und Kräutergarten hinter der alten Fachwerkschule. Mehr als 60 verschiedene Arten von A wie Alant bis Z wie Zitronenmelisse haben Heide Schumacher und Ehemann Hans, der Senner Ortsheimatpfleger, dort angepflanzt.
»Viele davon stammen als Ableger aus unserem eigenen Garten«, sagt Heide Schumacher. Aber auch ein ehemaliger Osthusschüler und Kräuterexperte, Harald Gassel, hat eine Reihe weniger bekannter Pflanzen - beispielsweise das Currykraut - zum Spezialgarten beigesteuert.
Zurzeit präsentiert sich das etwa 150 Quadratmeter große Areal als ein duftendes, blühendes Kräuter-Paradies, in dem sich unzählige Bienen und Hummeln tummeln. Aber auch flügellose Besucher auf zwei Beinen seien gern gesehene Gäste, sagt Heide Schumacher. Interessierte können sich dienstags in der Zeit von 15 bis 19 Uhr dort über die Pflanzen und ihre Verwendungsmöglichkeiten informieren lassen.
Auch auf eigene Faust lohnt die Endeckung des Gartens: Kürzlich gespendete Namensschilder weisen darauf hin, welches Kräutlein wo in den Beeten wächst. Für die Zukunft haben sich Hans und Heide Schumacher eine weitere »Verbesserung« vorgenommen: Sie arbeiten an einer Kräuterbroschüre, die voraussichtlich im nächsten Jahr erscheint.
»Darin sollen nicht nur Pflanzennamen und -familien aufgeführt und deren Bedeutung erklärt werden. Wir gehen auch auf Verbreitung und Vorkommen sowie Erntezeit, einschließlich Verwendungsmöglichkeit als Gewürz- oder Heilpflanze ein«, erklärt Hans Schumacher. Jeder kennt wohl Petersilie oder Schnittlauch und ihre Verwendung als Gewürzpflanze, bei Heilpflanzen ist das meist anders. »Wer weiß schon, das beispielsweise Alant in Diabetikergebäck sein kann, Beinwell bei Knochenbrüchen helfen soll, Frauenmantel gut für die Nerven ist und Arnika bei Entzündungen der Haut Verwendung findet.«
Auf die Idee, das Senner Schulmuseum an der Friedrichsdorfer Straße 100 durch einen Kräutergarten zu ergänzen, kam der Ortsheimatpfleger übrigens bei der Recherche für die »Schul-Chronik der Osthusschule Senne I«, die im April vergangenen Jahres erschienen ist. Schumacher stieß dabei auf die enge Verbindung zwischen Schulkindern und Heilkräutern.
Weil Deutschland während des Zweiten Weltkrieges im Bezug auf Heilkräuter vom Ausland unabhängig sein wollte, wurden auch die Osthus-Schüler mehr denn je zum kollektiven Kräutersammeln aufgefordert. »Im Jahr 1942 lieferten sie unter anderem 41,5 Kilogramm Schafgabe, 13 Kilogramm Haselnussblätter, 4,5 Kilogramm Huflattich und vier Kilogramm Lindenblätter ab«, sagt der Ortsheimatpfleger, der sich an ähnliche Aktionen aus seiner Schulzeit erinnert.

Artikel vom 25.07.2006