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»Metop« gibt eher
Auskunft übers Wetter

Neuer Satellit erlaubt eine Fünf-Tage-Voraussage

Von Gisela Mackensen
Friedrichshafen (dpa). Wer schon am Dienstag wissen will, wie das Wetter am Wochenende wird, bekommt seinen Wunsch bald erfüllt. Ein neuer europäischer Wettersatellit soll einen weiteren Blick in die Zukunft erlauben als die älteren »Kollegen«.
Recht dicht an der Erde, sammelt Metop auch Klima-Daten für die Wettervorhersage. Grafik: dpa

Metop (für Meteorological operational polar satellite) heißt die neue Generation der himmlischen Wetterbeobachter. Am kommenden Montag soll das erste Exemplar vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur aus seine Reise ins All antreten.
Metop wird die Satelliten vom Typ Meteosat sowie vom Nachfolgemodell MSG ergänzen. Gebaut werden die drei fliegenden Stationen im All allesamt vom europäischen Raumfahrtkonzern EADS Astrium. Dabei hat der Standort in Friedrichshafen am Bodensee mit 422 Millionen Euro ein großes Stück vom Auftragskuchen abbekommen.
Die süddeutschen Satellitenbauer sind für die Instrumente des 4300 Kilogramm schweren und 6,5 Meter hohen Metop zuständig. Er sieht aus wie ein riesiger Karton, aus dem Antennen wie Insektenfühler herausragen.
»Die Wettervorhersage wird genauer und langfristiger möglich«, sagt Uwe Minne, Direktor Erdbeobachtung und Wissenschaft von Astrium Friedrichshafen. »Bisher können Meteorologen das Wetter für drei Tage ziemlich exakt vorhersagen, künftig sind es dann schon fünf Tage«, erläutert er. Denn Metop liefert präzisere und umfangreichere Daten.
»Die Trefferquote bei der Vorhersage wird in Zukunft besser werden«, sagt auch Uwe Kirsche, Sprecher des Deutschen Wetterdienstes in Frankfurt am Main. Wunderdinge erwartet er jedoch nicht. Bei turbulenten Wetterlagen, bei denen es darum geht, ob es an bestimmten Orten regnet oder nicht, verringere sich die Treffsicherheit bei längeren Zeiträumen - trotz Metop.
Dass der neue Satellit mehr kann als seine Vorgänger, liegt vor allem an seiner anderen Umlaufbahn. Die Meteosat-Satelliten, die allabendlich die Wetterbilder im Fernsehen liefern, umrunden die Erde über dem Äquator einmal in 24 Stunden in gewaltigen 36 000 Kilometern Höhe. Angesichts der Erdumdrehung ändern sie ihre Position zu einem Bezugspunkt auf der Erde nicht. »Auf Europa beispielsweise schaut der Satellit schräg«, erklärt Minne.
Metop dagegen nimmt den Weg über Nord- und Südpol - und das in nur 817 Kilometern Höhe, also etwa doppelt so hoch wie die Internationale Raumstation ISS. Für die Erdumrundung braucht er lediglich 100 Minuten. Der neue Satellit, der nach fünf Jahren Lebensdauer 2010 und 2015 durch zwei weitere Exemplare ersetzt werden soll, liefert eine Fülle zusätzlicher Daten zu Meteosat. So misst er Temperatur- und Feuchtigkeit der Atmosphäre, den Wind oder die Temperatur der Meere. Auch das Ozon wird Metop überwachen. »Je mehr dieser physikalischen Parameter ein Meteorologe zur Verfügung hat, desto besser wird seine Vorhersage«, sagt Minne.
Zuverlässige Prognosen sind kein Luxus, sondern mitunter bares Geld. Nicht nur der Biergartenwirt freut sich, wenn er richtig geplant hat. »Wenn die Kraftwerksbetreiber wissen, es wird in den nächsten Tagen kälter, dann bereiten sie das Hochfahren der Anlage vor«, erläutert Minne.
Metop überträgt die Messdaten einmal pro Erdumrundung zur Bodenstation. Von der Zentrale der Europäischen Agentur für satellitengestützte Meteorologie (Eumetsat) in Darmstadt werden sie an die Nutzer, die nationalen Wetterdienste der inzwischen 20 Eumetsat-Mitgliedsländer, übermittelt.
www.astrium-eads.net
www.eumetsat.int

Artikel vom 13.07.2006