13.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Lippi erklärt Rücktritt:
»Meine Aufgabe ist erfüllt«

Auch Weltmeister Italien sucht einen neuen Trainer

Rom (dpa). Er kam, sah, siegte und ging - mit dem gewonnenen Weltmeistertitel ist Italiens Nationaltrainer Marcello Lippi auf dem Höhepunkt seiner Karriere abgetreten.Am Ziel seiner Träume: Weltmeister-Trainer Marcello Lippi.
»Meine Aufgabe ist erfüllt«, erklärte der 58-Jährige in Rom. Wie Bundestrainer Jürgen Klinsmann ließ sich auch der Vater der italienischen Fußball-Renaissance nicht mehr zu einer Vertragsverlängerung überreden. Vom Fußball-Skandal und dem zuweilen hysterischen Medienrummel in Italien angewidert, sagte Lippi »Addio«. Mit dem vierten WM-Titel hat er sich für ewig seinen Platz im italienischen Fußball-Olymp gesichert.
Dieser Erfolg »werde für immer in der Geschichte des italienischen Fußballs und in den Herzen aller Tifosi bleiben«, sagte der gewiefte Taktiker. Der Toskaner dankte seinen »außergewöhnlichen Fußballern und dem erstklassigen Betreuerteam.« Der WM-Triumph mit dem 5:3-Sieg im Elfmeterschießen gegen Frankreich sei für ihn das »größte Erlebnis« seiner Karriere gewesen. »Ich danke dem Fußballverband, der mir immer Vertrauen geschenkt hat«, sagte der Coach.
Konsequent vollzog Lippi nun seinen längst geplanten Rückzug. Drei Monate will er nun Ausspannen und endlich mit seinem Segelboot in See stechen. Gerüchte über einen Wechsel zu Manchester United dementierte Lippi.
In Deutschland wurde der Dirigent des italienischen Star-Ensembles zum eigentlichen Superstar der »Squadra Azzurra«. Mit jedem Sieg verstummten die Kritiker immer mehr, die Lippi wegen der Verwicklung seines Sohnes Davide in den Fußball-Skandal an den Rand eines Rücktritts getrieben hatten. Fünf Mal war Lippi zuvor mit Juventus Turin Meister und einmal Champions-League-Sieger geworden, »aber eine Weltmeisterschaft ist etwas viel Größeres«, gab der Mann mit dem goldenen Händchen zu. »Ich empfinde Glücksgefühle wie noch nie«, gestand der im Vergleich zu seinem Vorgänger Giovanni Trapattoni eher kühl und emotionslos wirkende Lippi.
Nach der EM-Pleite in Portugal hatte der »Paul Newman« der Trainerzunft die »Azzurri« übernommen und ihnen neben ihren traditionellen Defensiv-Qualitäten das Stürmen beigebracht. Als Lippi Deutschland mit vier Stürmern mit 2:0 im Halbfinale besiegte, wurde er als »Revolutionär« des italienischen Fußballs gefeiert. Nach 25 Spielen ohne Niederlage trat Lippi« ab. Italien sagt: »Arrivederci Lippi«!

Artikel vom 13.07.2006