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»Immer für Sie da« - immer?

Deutsche Bahn in der Service-Wüste - im Gegensatz zur Nord West Bahn


Ich bin seit 12 Jahren ständige Bahnkundin mit Bahncard und fahre eigentlich sehr gern mit dem Zug. Leider wird mir dieses Vergnügen zunehmend getrübt: Als ich zum Beispiel kürzlich nach Hamburg fahren wollte, hatte der ICE von Duisburg nach Hamburg-Altona nicht nur Verspätung, sondern die zusätzlich hinzugefügten Waggons waren auch noch in falscher Reihenfolge angehängt, wie die Zugführerin bedauernd mitteilte.
Als ich das Zugpersonal nach meiner Wagennummer fragte, die am Wagenstandsanzeiger nicht angegeben war, lotste mich der Schaffner hinein, weil der Zug abfahren sollte. Ich hatte das Pech, mit dem Gepäck durch fünf vollbesetzte Wagen gehen zu müssen, um zu meinem reservierten Platz zu kommen. Wie heißt es doch im Volksmund: Viele geduldige Schafe gehen in einen Stall. . .  Die Gänge waren vollgepfropft, und wieder einmal fehlte es an ausreichenden Abstellplätzen.
Statt Kunden mit irgendwelchen Bonuspunkte-Angeboten zu locken, sollte die Bahn sie lieber ernstnehmen und ihnen gegenüber glaubhaft bleiben. Wenig glaubhaft ist zum Beispiel auch das Call-Service-Angebot: Als ich vor einigen Tagen diese Servicenummer anrief, sagte die übliche weibliche Computerstimme: »Willkommen bei der Deutschen Bahn! Wir helfen ihnen gern und sind immer für Sie da!«, gab mir aber nur die üblichen Kundenservice-Nummern durch. Unter der Durchwahl 1 sollte ich den Service des Nahverkehrs an den Hörer bekommen, unter der Durchwahl 2 den Fernverkehr. Statt eines Beraters für den Bahn-Nahverkehr, den ich erreichen wollte, bekam ich unter der 1 dann aber den Fernverkehr.
Die freundlichen Mitarbeiter, die ich schließlich sprechen konnte, fragten mich, ob ich die richtige Ziffer gewählt hätte, waren dann aber nicht in der Lage, mich an die richtige Stelle weiterzuverbinden, empfahlen mir, es noch öfter zu versuchen. Dieses für mich kostenreiche Spielchen (ich bin gespannt auf meine Telefonrechnung!) wiederholte sich den ganzen Nachmittag, an dem ich etwa jede halbe Stunde beim Bahn-Service anrief - um letztlich niemanden zu erreichen, der mir in irgendeiner Form weitergeholfen hätte. .  .
P.S: Als ich am Abend des 28. Mai nach dem Stress im RE 10131 - die Menschenfülle entzerrte sich erst in Paderborn -Êin die Nord West Bahn stieg, war ich dankbar, die letzte halbe Stunde meiner Reise in der gut ausgestatteten, sauberen, bequemen Privatbahn verbringen zu können. Die Nord West Bahn verfügt übrigens über einen seniorengerechten Einstieg und hatte an diesem Tag sofort auf den erhöhten Fahrgastverkehr reagiert und zusätzliche Wagen angehängt.
ERIKA BÖHMER33014 Bad Driburg

Artikel vom 22.07.2006