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Bünde bejubelt seinen Sohn

Heimatstadt bereitet WM-Held David Odonkor begeisterten Empfang

Von Jens Brinkmeier
Bünde (WB). David Odonkor kommt aus dem Feiern nicht mehr heraus: Gestern wurde der WM-Held in seiner Heimatstadt Bünde von etwa 2500 begeisterten Fans empfangen.

»Es macht Spaß, sich feiern zu lassen. Ohne die Fans wäre die WM nicht so gut verlaufen. Ich danke Euch und kann das alles noch gar nicht richtig fassen. Die vergangenen acht Wochen werde ich nie vergessen«, rief der 22-Jährige der Menge zu. Immer wieder musste der frisch verlobte Odonkor - seine zukünftige Frau Suzan Barka aus Steinhagen (Kreis Gütersloh) war ebenso wie seine Mutter Ute an seiner Seite - erzählen, wie es war, bei der Weltmeisterschaft dabei gewesen zu sein.
»Alles ist super gelaufen, bis auf das Italien-Spiel.« Der Außenstürmer ließ erkennen, dass trotz des grandiosen Erfolges mit Platz drei das Halbfinal-Aus noch an ihm nagt.
Innerhalb der Mannschaft habe sich während der gesamten Zeit Jeder mit Jedem gut verstanden. »Auch Jens Lehmann und Oliver Kahn. Und das haben wir auch nach außen getragen. Mein bester Kumpel war Lukas Podolski, den ich ja auch schon von der U20 kannte. Wir haben praktisch jeden Tag zusammen etwas unternommen«, plauderte der Senkrecht-Starter aus dem Nähkästchen.
Auch die Arbeit mit den Trainern bewertete Odonkor durchweg positiv. »Wir haben alle ein Buch mitbekommen, mit den Methoden, die wir gelernt haben. Daraus kann ich sicher noch einiges mitnehmen«, meinte der Bünder von Borussia Dortmund. Jürgen Klinsmann lobte der 22-Jährige in den höchsten Tönen und bedauerte, dass der Bundestrainer gestern seinen Rücktritt bekannt gab. »Ich bin sehr überrascht und traurig, dass er aufhört. Er hat viel auf junge Spieler gesetzt und war einfach super. Ich denke, wir bleiben trotzdem in Kontakt«, hofft Odonkor, dass »Klinsi« auch in Kalifornien nicht aus der Welt sein wird.
Doch der neue Star am deutschen Fußballhimmel blickt nach vorne und erwartet, dass Nachfolger Joachim Löw den eingeschlagenen offensiven Weg fortsetzt. »Ich finde es positiv, dass Jogi es macht. Er wird sicher das gleiche System spielen lassen, die Spielfreude wird erhalten bleiben. Jogi hat ja auch unter Jürgen schon sehr viel gemacht und ist sehr zielstrebig«, sagte David Odonkor. Die Euphorie werde erhalten bleiben, prophezeite der Bünder Junge. Vor der WM habe keiner geglaubt, dass die deutsche Elf so weit kommt. »Aber wir haben guten Fußball gespielt«, erklärte Odonkor, der sich in das Goldene Buch der Stadt Bünde eintrug.
Der Flügelflitzer verriet auch, dass die roten Schuhe sein Markenzeichen geworden seien. »Ich wurde sogar schon Ferrari genannt«, lachte er. Wie schnell er denn nun wirklich die 100 Meter laufe, wusste Odonkor aber nicht. Das war ihm auch egal. »Ich will auf dem Platz einfach nur laufen, laufen, laufen.«
Ab dem 11. August ist der kleine Wirbelwind wieder im Trikot des BVB unterwegs. Neue Ziele gesteckt hat sich der 22-Jährige schon. »Ich will beweisen, dass ich mich dort durchsetzen kann und mir einen Stammplatz erkämpfen. Wir werden eine bessere Mannschaft haben als im Vorjahr«, ist David Odonkor überzeugt. Jetzt ist Urlaub angesagt, die Familie dürfe nicht zu kurz kommen, denn: »Familie ist das wichtigste überhaupt für mich«, sagte er. Nicht umsonst trägt Odonkor ein Tattoo mit den Worten »Ich glaube an Gott und an meine Familie« auf dem linken Unterarm.

Artikel vom 13.07.2006