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Örtülü tritt Ndjengs Erbe an

Paderborns Neuzugang aus Saarbrücken als kreativer Kopf gefragt

Von Peter Klute
Straelen (WB). Abgestiegen und doch drin geblieben. Das geht nicht? Fragen sie nach bei Nils Döring und Yilmaz Örtülü. Ihre bisherigen Klubs Sportfreunde Siegen und 1. FC Saarbrücken mussten in die Regionalliga, die Spieler dürfen dank ihres Wechsels zum SC Paderborn 07 in der zweiten Bundesliga bleiben.

Örtülü macht am Rande des Trainingslagers in Straelen keinen Hehl daraus, dass das Saarbrücker Schicksal der einzige Grund war, um das Saarland nach vier Jahren zu verlassen. »Ich hatte noch Vertrag. Wenn wir nicht abgestiegen wären, wäre ich geblieben. Wir alle waren enttäuscht, dass es nach der Aufholjagd nicht geklappt hat mit dem Klassenerhalt. Da stand fest, dass ich gehe, denn ich wollte nicht noch mal zurück in die Regionalliga und von vorne anfangen«, sagt der 26-Jährige.
Dass Örtülü das Format eines Zweitligaspielers hat, beweist ein Blick auf seine Statistik. In zwei Jahren machte er 57 Spiele und schoss zehn Tore. Auch Paderborns Coach Jos Luhukay kennt die Qualitäten Örtülüs, beobachtete ihn und griff zu. Zum Glück für beide Seiten einigten sich die Vereine bezüglich der Ablöse. »Kreativ, technisch gut und torgefährlich«, beschreibt der Holländer die Fähigkeiten des Mannes, den er als Nachfolger für Marcel Ndjeng vorgesehen hat: »Yilmaz soll für Druck auf der Außenbahn sorgen und unsere Effektivität erhöhen.« Ob auf der rechten oder linken Seite, das ist dem gebürtigen Frankfurter (Fußball-Deutscher mit türkischem Pass, die Einbürgerung läuft) egal: »Ich habe in Saarbrücken fast alles gespielt und ständig die Positionen gewechselt.«
Er ist flexibel und selbstbewusst. Zu weit nach vorne denkt Yilmaz Örtülü nicht, sagt aber: »Der Trainer hat mich nicht umsonst geholt, kennt meine Qualitäten und hat sicher eine Idee mit mir. Ich möchte spielen und bloß nicht nochmal absteigen. Es wird schwer, aber ich sehe gute Chancen. Die vier Aufsteiger und drei Absteiger müssen sich erstmal an die neue Klasse gewöhnen.«
Erst seit zwölf Tagen ist Örtülü Angestellter des SCP, eines hat er aber schon erkannt: »Diese Mannschaft ist intakt, eine Einheit und ein echtes Team. Das ist fast noch wichtiger als die sportliche Qualität. Jetzt kann ich mir vorstellen, warum der SCP in der vergangenen Saison so erfolgreich und mit Platz neun bester Aufsteiger war.« Das Paderborner Potenzial bekam Örtülü mit Saarbrücken bereits am zweiten Spieltag bei der 0:5-Niederlage im Hermann-Löns-Stadion schmerzhaft zu spüren: »Das war beeindruckend.«
Beeindruckt ist er auch von seinem neuen Trainer: »Er weiß um die Schwierigkeiten im zweiten Jahr und zieht das Training entsprechend an. Man merkt schnell, dass er einiges vorhat und genau weiß, wie man in der zweiten Liga bestehen kann. Es geht nur zusammen. Das war in Sarrbrücken gerade zu Beginn der Hinrunde nicht der Fall.«
Mit Paderborn will Yilmaz Örtülü erst die Klasse halten und im nächsten Schritt »auch mal um den Aufstieg mitspielen«.

Artikel vom 13.07.2006