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Fitness-Studio klagt gegen Kunden

Deutschsprechgebot: Betreiber akzeptiert fristlose Kündigung nicht

Dilan N. (28) sollte nur noch Deutsch sprechen.
Bielefeld (WB/ca). Das »Aktuelle Fitness-Studio« in Bielefeld, das Anfang des Jahres wegen seines Deutschsprechgebotes sogar den nordrhein-westfälischen Integrationsminister Armin Laschet (CDU) auf den Plan gerufen hatte, liegt mit fünf deutschen Kunden im Rechtsstreit. Sie hatten ihren Vertrag mit dem Fitness-Studio nach der Sprach-Affäre fristlos gekündigt, was der Betreiber aber nicht hinnehmen will.
Der Inhaber des Studios hatte im Februar der türkischstämmigen Kundin Dilan N., die perfekt Deutsch spricht, untersagt, sich mit einem Landsmann in ihrer Muttersprache zu unterhalten. Als sie das nicht tat, musste sie kündigen. Nach einem entsprechenden Bericht im WESTFALEN-BLATT haben nun fünf Kunden ebenfalls ihren Vertrag gekündigt, unter ihnen auch der Bielefelder Rechtsanwalt Sebastian Nickel. »Wir haben vorher das Gespräch mit dem Inhaber gesucht, aber er hat weiter seinen Standpunkt vertreten, dass bei ihm nur Menschen trainieren dürfen, die die deutsche Sprache beherrschen«, sagte Nickel gestern. Er und andere Kunden könnten das jedoch nicht tolerieren und hätten deshalb ihre Jahresverträge storniert.
Der Inhaber will jedoch auf die 56 Euro Monatsbeitrag pro Person nicht verzichten und akzeptiert die Kündigung nicht. In einem Schreiben seines Anwaltes heißt es, Vertragsgegenstand sei die körperliche Ertüchtigung und nicht die Möglichkeit, sich in Fremdsprachen zu unterhalten. Sebastian Nickel: »Wir werden es auf einen Prozess ankommen lassen. Es kann nicht die Aufgabe eines Freizeitbetriebes sein, mit Druck die Integration von Ausländern zu forcieren - zumal die Türkin, um die es anfangs ging, längst integriert ist.« Auch Minister Armin Laschet hatte das Verhalten des Fitness-Studio-Betreibers seinerzeit kritisiert.

Artikel vom 13.07.2006