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Alter Saal ein wenig wie früher

Asbestsanierung und Umbau: »Gesundheitsgefährdung bestand nicht«

Von Burgit Hörttrich und
Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Von der kommenden Woche an ist der große Saal im Alten Rathaus, der heutige Rochdale-Raum, hermetisch abgeschlossen, ein so genannter Schwarzbereich. Betreten und verlassen werden darf er nur durch eine Personalschleuse, gearbeitet wird im Saal mit Maske und in weißen Overalls. Der Raum, in dem jahrzehntelang der Stadtrat zusammentrat, wird von Asbest befreit, gleichzeitig komplett saniert.

2003, als die Beleuchtung im Rochdale-Raum erneuert wurde, wurden asbesthaltige Lüftungskanäle gefunden, die in den 1950er Jahren eingebaut worden waren. Damals wurde der Ratssaal, dereinst reich mit Stuck und Gold und mit Sinnsprüchen wie »Lerne leiden ohne zu klagen« verziert, im Stil der Zeit modernisiert. Eine Wand wurde heraus gebrochen, eine Zuschauertribüne eingerichtet, die Wände und zwei der drei großen Fenster mit Holzpaneelen verkleidet, das mittlere Fenster mit zusätzlichem Buntglas abgeschirmt.
Die Fensterfassade, so Carsten Boberg, Abteilungsleiter im ISB, werde in enger Absprache mit dem Denkmalschutz in ihren ursprünglichen Zustand zurück versetzt, der übrige Saal neutral-schlicht gestaltet. Die Zuschauertribüne verschwindet, der Bereich kann abgetrennt und als zusätzlicher Besprechungsraum genutzt werden, wie ein weiterer Erkerbereich auch. Boberg, Manfred Hoder und Hubert Ostrau vom städtischen Immobilienservicebetrieb (ISB) betonen, dass im Rochdale-Raum zu keiner Zeit eine Gesundheitsgefährdung bestanden habe: »Der Asbest ist gebunden.« Werde aber in dem Raum handwerklich gearbeitet, können sofort Fasern frei gesetzt werden. Hoder macht deutlich: »Staubklebeproben und Raumluftmessungen sind negativ verlaufen, aber es ist nötig, zu sanieren.« An den Lüftungsschächten, die über der Decke verlegt wurden, klebt schon längst der Aufkleber mit dem »A«, der Handwerker warnt.
Der Abbau der Wandverkleidungen und die Demontage des Parketts erfordere, so Boberg, »einen gewaltigen logistischen Aufwand«. Man habe extra gewartet, bis der Umbau des Stadttheaters abgeschlossen ist, um die nötigen Aufbewahrungscontainer im Innenhof aufstellen zu können. Der Rochdale-Raum werde luft- und schadstoffkontrolliert abgeschottet, die Verkleidungen vor ihrem Abtransport zunächst einmal innerhalb des Saal gereinigt. Die Entsorgung muss minutiös dokumentiert werden, ein Gutachter begleitet die Maßnahme.
In den Saal, der sich durch Sonneneinstrahlung stark aufheizt, werde nach der Entsorgung eine Klimaanlage installiert. Schon bislang wurde er nicht nur von politischen Gremien genutzt, sondern auch für Empfänge oder für das »Bielefelder Capyttel«. Geplant sei, so Carsten Boberg, die Arbeiten zum Jahresende abzuschließen - rechtzeitig zum Beispiel zum offiziellen Neujahrsempfang der Stadt. Die reinen Entsorgungskosten belaufen sich auf 100 000 Euro, die Gesamtkosten werden auf 350 000 Euro geschätzt.
Die neue Beleuchtungsanlage bleibt, aber auch vier Tütenlampen aus Metall aus den 1950er Jahren überstehen den Umbau. Auf Wunsch des Denkmalschutzes ziehen sie um ins Historische Museum.

Artikel vom 13.07.2006