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Löw folgt auf Klinsmann

Assistent rückt zum Cheftrainer der Nationalelf auf: »Wollen den EM-Titel«

Frankfurt/Main (WB). Die Ära Jürgen Klinsmann ist vorbei, aber seine sportliche Linie wird fortgesetzt. Das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes ernannte den bisherigen Assistenten Joachim Löw (46) zum neuen Cheftrainer, der einen Vertrag bis zur EM 2008 unterschreiben wird.

»Ich bin sehr glücklich darüber, dass der DFB an unserer erfolgreichen Spiel-Philosophie festhalten will«, erklärte Klinsmann (41), der nach kurzer Bedenkzeit die Entscheidung fällte, das Amt nicht weiter ausüben zu wollen. Mit Löw führte er die deutsche Nationalmannschaft auf den dritten Platz bei der WM, wo sie durch die offensiven Auftritte große Begeisterung ausgelöst hatte.
Anteil daran hatte auch Flügelflitzer David Odonkor gehabt. Der Jung-Nationalspieler wurde gestern in seiner Heimatstadt Bünde (Kreis Herford) von 2500 begeisterten Fans empfangen.
Klinsmann, der für seinen Rücktritt nur persönliche Gründe nannte und nicht mehr auf Differenzen mit der DFB-Führung vor der WM hinwies, will jetzt erst einmal ein halbes Jahr Urlaub machen. »Ich will wieder zurück zu meiner Familie nach Kalifornien, sie soll in nächster Zeit im Mittelpunkt stehen«, sagte Klinsmann, der sich »leer und ausgebrannt« fühlt. Als er die Frankfurter DFB-Zentrale verließ, hatte er einen Rucksack mit zwei Fußbällen dabei: WM-Erinnerungsstücke für seine beiden Kinder.
Nachfolger Löw gönnt sich dagegen nur zehn Tage Urlaub, dann beginnt die Arbeit. Denn schon am 16. August steht in Gelsenkirchen gegen Schweden das erste Länderspiel der neuen Saison auf dem Terminplan. Anfang September beginnt die Qualifikation für die EM 2008, die in Österreich und der Schweiz ausgetragen wird.
Hier setzte Löw sich und seiner Mannschaft gleich das höchste Ziel und wandte sich dabei an seinen Vorgänger: »Jürgen, du hast vor zwei Jahren auf diesem Stuhl gesessen und gesagt: ÝWir wollen Weltmeister werden.Ü Es ist klar, dass ich jetzt fordere: Wir wollen Europameister werden.«
Der von Klinsmann engagierte Fitness-Stab aus den USA und der Schweizer Spiele-Beobachter Urs Siegenthaler werden ihre Arbeit ebenso fortsetzen wie Torwart-Trainer Andreas Köpke. Darauf hatte Löw bestanden. Offen ist nur noch seine ehemalige Stelle: Der neue Chef sucht einen Assistenten.
Unverändert soll unter Löws Regie auf jeden Fall der bei der WM kreierte neue, deutsche Spiel-Stil bleiben: »Wir haben eine junge Mannschaft, die noch in ihrer Entwicklung steht. Ich freue mich auf diese Herausforderung.«
Leitartikel/Sport-Sonderseite

Artikel vom 13.07.2006