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Bei Senioren die Lust am Essen wecken

Richtige Ernährung ist im Alter wichtig

Bethel (WB). Ältere und vor allem pflegebedürftige Menschen haben bei der Ernährung besondere Bedürfnisse. Darauf müssen sich in Altenheimen die Mitarbeiter aus Küche, Pflege, Hauswirtschaft und Qualitätsmanagement einstellen und gemeinsam ein Konzept zur optimalen Versorgung erarbeiten. Mit diesem Thema setzten sich jetzt Mitarbeiter des Betheler Altenheims Haus Abendfrieden während der interdisziplinären Schulung »Fit im Alter - Gesund essen, besser leben« auseinander.

Häufig ergeben sich Anregungen unmittelbar aus den Essgewohnheiten der älteren Menschen, die Betreuer oder Pfleger im Alltag beobachten können. So fiel den Mitarbeitern etwa auf, dass eine an Demenz erkrankte Bewohnerin häufig ihre Nachspeise unter den Hauptgang mischte - ein Verhalten, das auf den ersten Blick für Irritationen sorgte. Doch solche alltäglichen Beobachtungen können auch der Schlüssel zum Erfolg sein: Denn wer sich auf zunächst »unmöglich« oder ungewöhnlich empfundene Vorlieben und Gewohnheiten einstellt, kann vielleicht die Lust am Essen erhalten und so Mangelernährung vermeiden.
Durch Selbstversuche versetzten sich die Teilnehmer der Schulung in die Situation älterer, pflegebedürftiger Menschen. So konnten die Mitarbeiter ein differenziertes Problembewusstsein erarbeiten. Um Einschränkungen beim Essen und Trinken besser nachvollziehen zu können, wurden Kau- und Schluckbeschwerden simuliert. Mit zwei Zahnarzttupfern in den Backen versuchten die Teilnehmer, Kuchen zu essen. »So geht es jemandem, der zu wenig trinkt«, beschreibt Rita Barthel, Leiterin der Küche im Haus Abendfrieden, das Versuchsszenario, das für viele ältere Menschen oftmals belastende Realität ist. »Damit erübrigt sich die Frage: Warum essen Sie denn nichts?«
Die zweitägige, von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ausgerichtete Schulung ist berufsgruppenübergreifend aufgebaut. Daher kann die Situation der älteren Bewohner aus verschiedenen Betreuungs-Perspektiven betrachtet und somit auch besser verstanden werden. Gleichzeitig wird die Kommunikation zwischen allen beteiligten Mitarbeitenden gefördert - wichtige Voraussetzung für eine qualifizierte Versorgung. Zudem kann eine Umstellung der Ernährung positive Auswirkungen auch auf die Pflege haben. So trägt etwa eine spezielle Diät dazu bei, das berüchtigte Wundliegen bei bettlägerigen Patienten zu vermeiden.
Das Haus Abendfrieden gehört zu der Sarepta Schwesternschaft in Bethel. Die Küche des Altenheims versorgt täglich zehn Einrichtungen mit insgesamt rund 300 Mittagsmahlzeiten. Etwa ein Fünftel davon sind diätische Menüs, die sich wiederum in fünf verschiedene Diätsorten aufteilen. Der Stiftungsbereich Altenhilfe der v.ÊBodelschwinghschen Anstalten Bethel ist mit 13 stationären, teilstationären und ambulanten Einrichtungen und Angeboten mit 700 in Bielefeld und Bad Oeynhausen tätig. Zu den Angeboten gehören auch Tagespflege, Kurzzeitpflege sowie zahlreiche Service-Dienste zu Hause.

Artikel vom 12.07.2006