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Zahl der Absturzopfer
in Sibirien steigt

Neue Flugzeugunglücke in Pakistan und auf der Krim

Moskau/Islamabad (dpa). Drei Flugzeugunglücke innerhalb von zwei Tagen: Beim Absturz einer Propellermaschine kurz nach dem Start in der zentralpakistanischen Stadt Mulan sind gestern alle 45 Menschen an Bord ums Leben gekommen.
Fachleute inspizierten gestern die Trümmer der »Sibir«-Maschine, die am Sonntag in Irkutsk verbrannt war. Foto: Reuters

Auf der ukrainischen Halbinsel Krim brannte wenig später ein russisches Militärflugzeug nach einer Notlandung aus. An Bord war der Marinekommandeur Admiral Wladimir Massorin, der unverletzt davonkam. Drei Passagiere der zweistrahligen Tupolew-134 seien leicht verletzt worden, teilte die Marineführung gestern mit. Wie bereits am Sonntag der Airbus A-310 der russischen Fluglinie Sibir in Irkutsk war auch die Tupolew auf der Krim über die Landebahn hinausgeschossen. Ursache für deren Notlandung war jedoch ein Triebwerksbrand.
Nach Angaben des russischen Zivilschutzes waren bei der Bruchlandung in Sibirien am Sonntag 131 Menschen gestorben. Der russische Transportminister Igor Lewitin sagte, 127 Tote lägen in einer Leichenhalle von Irkutsk. Vier weitere Passagiere würden noch vermisst. 203 Menschen waren an Bord des Airbus.
Unklarheit herrschte weiter über die Zahl der betroffenen Deutschen. Lewitin sprach von sechs deutschen Passagieren. Dagegen war in Mitteilungen der Fluggesellschaft Sibir und des Außenministeriums in Moskau von drei Deutschen an Bord die Rede. Das deutsche Generalkonsulat in Nowosibirsk hatte bekannt gegeben, im Krankenhaus von Irkutsk liege eine Frau aus Stuttgart, die sich in einem »stabilen Zustand« befinde. Auch ein Mann aus Deutschland soll sich in ärztlicher Behandlung befinden.
Nach Angaben des Stuttgarter Innenministeriums waren zwei Frauen und ein Mann aus Baden-Württemberg im Flugzeug. Eine Frau und ein Mann hätten überlebt. Das Schicksal der Ehefrau des Überlebenden sei noch unklar.
Die deutsche Übersetzerin Carmen Vollmuth aus Stuttgart glaubte, dass sie den Brand in der Maschine nicht überleben werde. Die Notausstiegstür habe geklemmt, zitierte ihr Vater gegenüber »Spiegel Online« den ersten Bericht der Tochter. Als die Tür sich doch öffnen ließ, sei sie auf die Tragfläche hinausgelaufen und herabgeklettert. Vollmuth zog sich Verbrennungen an Armen und am Kopf zu. Zudem erlitt sie eine Rauchvergiftung. An Bord des Airbus befanden sich 16 Kinder, die am Baikalsee Urlaub machen wollten. Die Regierung kündigte finanzielle Hilfen für die die Familien der Toten an.
Die Staatsanwaltschaft in Irkutsk geht von drei möglichen Unfallursachen aus - technische Fehler, Unwetter oder menschliches Versagen. In den Krankenhäusern von Irkutsk wurden noch 55 Überlebende der Flugzeugkatastrophe behandelt. Elf Insassen hatten die Bruchlandung unverletzt überstanden.
Ursache für das gestrige Unglück in Pakistan waren wohl technische Probleme der Fokker F-27 Friendship. Nach Angaben der Fluggesellschaft PIA war die Maschine bereits zwei Minuten nach dem Start verunglückt. Ein Behördensprecher sagte, das Flugzeug sei in Flammen aufgegangen und in ein Feld gestürzt. Die Maschine war auf dem Weg von Multan in die Stadt Lahore. Von dort sollte sie in die Hauptstadt Islamabad fliegen.

Artikel vom 11.07.2006