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Das Herz klopft im Takt
Wunschkonzert: Rolf Zuckowski singt die Lieblingslieder der Kinder - und ihrer Eltern
Bielefeld. Wenn Rolf Zuckowskis Lieder durchs Kinderzimmer schallen, stimmen Mama und Papa mit ein. Denn inzwischen hört die Generation, die in den 80-er Jahren mit »Rolfs Schulweghitparade« sicher durch den Verkehr kam und laut »...und ganz doll mich!« gekräht hat, das ebenso riesige wie bekannte Repertoire des Liedermachers ein zweites Mal - als Eltern. Groß und klein singen also begeistert mit, wenn Rolf Zuckowski (59) am Dienstag, 14. November, in der Bielefelder Stadthalle einmal mehr zwei Wunschkonzerte gibt (um 14.30 und 18 Uhr). Im Vorfeld sprach Margit Brand mit Mann mit der Gitarre.
Sie singen seit 30 Jahren mit und für Kinder. Warum macht Ihnen das immer noch soviel Spaß? Das Wunderbare ist, dass ich inzwischen so viele Lieder geschrieben habe, dass ich mit jeder Altersgruppe und bei jedem Anlass immer wieder etwas anderes Passendes singen kann. Und natürlich kommen mir heute ganz andere Gedanken bei den Liedern als zu der Zeit, als ich sie geschrieben habe. Das macht es immer wieder neu und spannend.

Haben sich die Kinder in dieser Zeit verändert?
Ja natürlich, so wie ihr gesamtes gesellschaftliches Umfeld. Mit drei, vier Jahren ist da noch nicht viel anders als früher. Aber danach fällt mir auf, dass es schwieriger wird, die Aufmerksamkeit zu halten. Die Kinder sind von uns Erwachsenen infiziert: Da ist diese »Fernbedienung« im Kopf, mit der allzu schnell auf ein anderes Thema umgeschaltet wird. Umso wichtiger ist es, gemeinsam mit Kindern, wieder intensive Dinge zu finden, für die das Herz klopft. Da liegt in der Musik eine große Chance.

Die Stiftung, die Sie vor zwei Jahren gegründet haben, heißt »Kinder brauchen Musik«. Warum ist es wichtig, dass Kinder mit Musik groß werden?
Musik schafft es, etwas tief in uns zum Schwingen zu bringen. Es ist gut für Kinder zu spüren: Da ist etwas zwischen Herz und Seele. Und Musik hilft schon früh, dieses Innere zu spüren, auszudrücken und mit anderen auszutauschen. Musik ist ein gewaltiger Kosmos, von dem man nicht ahnt, wie groß er ist, wenn man einmal darin abgetaucht ist.

Warum braucht Singen heute oft eine Rechtfertigung?
Lieder schaffen ein tolles Gemeinschaftsgefühl, nicht umsonst gibt es soviele Hymnen. Bei der älteren Generation ist Singen aber oftmals noch der Ausdruck eines staatlich aufgezwungenen Gemeinschaftsgefühls während der Nazizeit. Das sitzt tief. Und die Jüngeren erinnern sich oft nur ungern an die Musik, die ihnen in der Schule zwangsverordnet wurde. Das richtige Repertoire zur richtigen Zeit spielt heute eine große Rolle.

Gibt es denn gute und schlechte Lieder?
Ich hoffe natürlich, dass meine Musik dazu beiträgt, dass Jungen und Mädchen mit schönen Liedern durch ihre Kindheit gehen können. Und ich maße mir nicht an, über gut und schlecht zu urteilen. Mir fällt nur auf, dass die Popkultur, die aus allen Kanälen schon in die Kinderzimmer drängt, sich sehr wichtig macht. »Tokio Hotel« macht Musik ab zwölf, wird aber schon von sehr viel Jüngeren verehrt. Ob die die Botschaft von »Schrei« verstehen? Andererseits: Die Lieder ihrer Stars werden lauthals mitgesungen. Singen ist also keinesfalls »uncool«. Und ich wäre wohl auch nicht zur Musik gekommen, wenn meine Eltern damals Beat gemocht hätten.

Sie sind selbst inzwischen Großvater. Singen Sie mit Ihren Enkeln?
Leider nicht so oft wie früher mit unseren eigenen Kindern. Ich bin privat ein »Gelegenheitssänger«, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit - egal ob Geburtstag oder langweilige Autofahrt - ein Lied anstimmt. Und mit Mascha (1) und Tim (6) sind diese Gelegenheiten einfach seltener, weil sie halt nicht ständig um uns sind.

Artikel vom 03.11.2006