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Seit dieser
WM besteht
Gurkverbot

DFB-Teams mit einmaliger Konstanz

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Berlin (WB). Wer in den dicken Wälzer des deutschen WM-Fußballs schaut, kann nur staunen. Seit 1954 hat das Land jedes Mal eine Mannschaft zur Weltmeisterschaft geschickt. Auf die stolze Zahl von 14 Turnieren hintereinander kommt keine andere europäische Nation.

Nur Rekord-Weltmeister Brasilien schaffte es, bei allen Championaten zu sein, insgesamt sind es inzwischen 18.
Unübertroffen ist die deutsche Konstanz auch beim sportlichen Abschneiden. Unter dem Viertelfinale tat sie es nie, wobei 1978 ein Sonderfall ist. Im Jahr der legendären Niederlage gegen Österreich gab es kein Viertelfinale, sondern zwei Finalrunden mit jeweils vier Mannschaften. In einer davon sortierte ein gewisser Hans Krankl den entsetzten Nachbarn mit seinem 3:2 respektlos aus. Unter den besten Acht hatte Deutschland aber auch bei seinem schwächsten Turnier gestanden.
Drei Titel, vier weitere Finalteilnahmen, dreimal Dritter, elfmal im Halbfinale seit 1934: Davor würde sich jeder Bilanzprüfer zutiefst verneigen. Klar werden immer zuerst die Triumphe genannt. Doch auch das angeblich verlorene Endspiel 1966 gegen England durch jenes Tor, das nur in Wembley eines war, aber nicht in Wirklichkeit, ist eine legendäre Berühmtheit.
Ebenso das 3:4 nach Verlängerung, mit dem die Deutschen vor 36 Jahren in Mexiko von den Italienern in die Partie um Platz drei geschickt wurden - wie die Azzurri das auch jetzt wieder getan haben.
Doch das Gesamtkickwerk Deutschland ragt im internationalen Vergleich weiter heraus. Über eine verpasste Qualifikation, wie es Engländern, Holländern, Franzosen, Spaniern und Portugiesen in manchen Fällen nicht nur einmal passiert ist, musste sich hierzulande noch niemand mokieren. Unter dem Strich und über die Jahre fällt das Resultat für den DFB und seine WM-Vertretungen außerordentlich positiv aus. Hinter dem fünffachen Champion Brasilien belegt Deutschland mit deutlichem Vorsprung vor dem neuen Weltmeister Italien Platz zwei in der ewigen WM-Tabelle.
Bei seinem Heimspiel hat sich der Gastgeber dazu von seiner stärksten Seite gezeigt. Das Land, die Leute, der Fußball: Wer da etwas zu meckern hat, muss schon ein Obermuffel sein. In die Freude mischt sich zwar die Ungewissheit, ob der Bundestrainer bleibt. Aber selbst der grübelnde Jürgen Klinsmann hat schon gesagt, dass es auch ohne ihn weiter geht. Die große Fußball-Nation Deutschland ist im Prinzip unkaputtbar.
Einen schönen Ball spielte die Mannschaft dabei bestimmt nicht immer, und es sei auch nicht unterschlagen, dass es empfindliche Schlaglöcher auf der Straße des Erfolges gab. So missrieten die vergangenen beiden EUROs vollständig. Abflug nach der Vorrunde - wie blamabel.
Im luftigen WM-Sommer 2006 präsentierte sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft runderneut. Wie die Geschichte lehrt, bedeutet das für die Zukunft zunächst einmal noch gar nichts. Sollte Klinsmann kündigen, müsste dem Nachfolger eines aber schnell klar gemacht werden: In Deutschland besteht seit dieser Weltmeisterschaft absolutes Gurkverbot - ein für alle Mal.

Artikel vom 11.07.2006