08.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Nicht alle Eier in einen Korb legen

Claudia Ulrich (WGZ-Bank) rät zu breiter Streuung bei den Finanzanlagen

Von Bernhard Hertlein
Düsseldorf (WB). Rudolf August Oetker, Seniorchef der Bielefelder Oetker-Gruppe, pflegt zu sagen: »Ein Unternehmer soll nie alle Eier in einen Korb legen.«
Claudia Ulrich ist Leiterin der WGZ-Finanzplanung.

So bleiben, selbst wenn ein Korb zu Boden fällt, wenigstens die Eier in den anderen Körben heil.
»Was für den Unternehmer gilt, sollte im gleichen Maß auch für den Privatanleger Gültigkeit besitzen«, sagt Claudia Ulrich (38), die Leiterin der Abteilung Finanzplanung bei der Westdeutschen Genossenschaftsbank (WGZ) in Düsseldorf. Nur eine möglichst breite Streuung -Êbei Aktien beispielsweise auf mehr als 50 unterschiedliche Papiere -Êkönne die vorhandenen Risiken einigermaßen kompensieren.
Ulrich zufolge fängt es schon damit an, dass Beruf und Altersvorsorge nicht voneinander getrennt werden. Das Beispiel Enron zeige, wohin es führen könne, wenn die private Zusatzrente ausschließlich auf - steuerbegünstigt erworbenen - Aktien des eigenen Unternehmens aufbaue. Ihr Tipp: »Arbeitskraft und Altersversorgung unbedingt auf getrennte Beine stellen.
In Partnerschaften trete oft das Problem auf, dass Mann und Frau im gleichen Beruf oder beim gleichen Arbeitgeber tätig sind. Komme der Arbeitgeber in eine Krise, gerate die Existenz beider Partner zugleich in Gefahr. Claudia Ulrich: »Bei der jüngsten Entlasungswelle der Allianz haben viele Paare feststellen müssen, dass es besser gewesen wäre, wenn sich zumindest ein Partner einen Job bei einem anderen Unternehmen gesucht hätte.«
Kritisch sieht die Anlageberaterin des Dachinstituts der nordrhein-westfälischen Volks- und Raiffeisenbanken, dass ein Großteil der Deutschen bei der Altersvorsorge einen »unangemessen hohen Teil« in Immobilien investiere. Entwickelten sich die Immobilienpreise ungünstig, gerate schnell die persönliche Vermögensplanung ins Wanken. Ihr Tipp: »Nicht nur auf vermeintlich sichere Immobilien setzen, sondern das Vermögen auf möglichst viele Anlageformen verteilen.«
Neben der Konzentration auf bestimmte Anlageformen tritt bei vielen Deutschen nach dem Eindruck Claudia Ulrichs die Konzentration auf die heimische Region. Besonders beliebt ist die Immobilie im Umfeld des eigenen Betriebs oder zumindest in der eigenen Stadt. Im Falle der Aktien glaubten die Anleger, bei den Firmen vor Ort einen besseren Einblick zu haben. Die Risiken, die man vor Augen habe, seien aber noch lange nicht unter Kontrolle. Und wieder sei es so, dass, wenn die Heimatregion in eine wirtschaftliche Krise gerate, die ganze Altersversorgung plötzlich ebenfalls gefährdet sei.
Claudia Ulrichs Tipp: das Vermögen sowohl hinsichtlich der Anlageformen (Aktien, Anleihen, Immobilien) als auch nach Regionen und Branchen breit streuen.

Artikel vom 08.07.2006