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Was froh macht und befreit

Burkhard Budde ist evangelischer Pfarrer.

Für manche ist Liebe nur »heiße Luft«. Nichts Handfestes, nichts Vernünftiges, nichts Zukunftsträchtiges. Stochern Liebende im Nebel der Gefühle? Taumeln sie von einer Hochstimmung zur nächsten, bis sie auf die Nase fallen? Die angebetete Person habe ihr nur leere Versprechungen gemacht, »und auf dieses Süßholzgeraspel bin ich Moment mal!
hereingefallen«, erzählt die Frau - enttäuscht und verbittert. Schmetterlingsgefühle können blind machen und wie eine »Nebelkerze« wirken. Oder wie eine emotionale »Fessel«, die abhängig und unselbständig macht.
Es gibt jedoch auch eine Liebe, die mit einer »Quelle« verglichen werden kann: Kein Mensch hat sie geschaffen, aber sie kann persönlich entdeckt werden. Sie ist eigentlich nicht sichtbar, aber konkret erfahrbar. Sie dient dem (neuen) Leben.
Wer aus dieser Quelle schöpfen will, muss allerdings zunächst Platz schaffen, sich von seinen Vorurteilen befreien, sich entleeren. Dann kann das Wasser dieser Liebe aufgenommen werden, die Seele gestärkt, der Geist erneuert und das Leben menschlich und sozial gestaltet werden. Diese Liebe bevormundet nicht, sondern schenkt begründetes Vertrauen. Sie flüchtet nicht, sondern ermöglicht bewusste Verantwortung. Sie ist nicht schwärmerisch, sondern leidenschaftlich.
In ihrer Mischung von Vertrauen, Verantwortung und Leidenschaft dient diese Liebe dem Liebenden. Und wo Menschen lieben, wird der Glaube an die schöpferische Quelle der ganzen Wirklichkeit lebendig. Denn Gott ist Liebe.
Und die besonnene und versöhnende Kraft sowie die befreiende und frohmachende Wahrheit dieser Liebe verbindet den Menschen mit dem Geheimnis
des Lebens.
Burkhard Budde

Artikel vom 11.07.2006