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Leserreaktion in der »FAZ« zum Vorschlag der Gerwerkschaft Erziehung und Wissenschaft, die Nationalhymne abzuschaffen

»Im Notfall dürfte es auch eine Legehenne sein..

Leitartikel
Über das WM-Finale hinaus

Ja, so
darf es
weitergehen


Von Rolf Dressler
Es ist, als wären Land und Leu- te von einer mächtigen Last befreit. Endlich, endlich nach den Jahrzehnten zwischen Schuld und Gram werden plötzlich ganz selbstverständlich auch viele Fragen gestellt, die zu beantworten einfach Freude in den Menschen unseres Landes hervorruft.
- Wie bekommt man 1,5 Milliarden Menschen in ein Fußballstadion?
- Oder: Sind wir fortan samt und sonders Klinsmann-Deutsche?
- Oder, durchaus auch noch so ein bisschen zagend und selbstzweiflerisch: Christ und Patriot, geht das zusammen?
Und das kunterbunte WM-Deutschland-Bild rundet sich zum Beispiel bei einem, der liebend gern über Fußball an und für sich redet und daran gar prächtig verdient. Gleichviel, ob hauptberuflich als Großvermarkter sündhaft teurer Fernsehübertragungsrechte oder als launiger Gerhard-Delling-Zwilling und WM-Chefkritiker im »Ersten«.
Kein Wunder, dass Ex-Nationalkicker Günter Netzer, auch wegen gelegentlich besonders skurriler Formulierungsakrobatik längst auf Kultstatushöhen angelangt, die Kritik von Nörglern und Neidern an seinen Fertigkeiten in lockerer, freier Rede total lässig wegsteckt: »Man wusste bei mir immer, wo ich dran war.«
Ob das im Rückblick auf das wunderbar fröhliche und friedliche schwarz-rot-goldene WM-Erlebnis 2006 wohl auch wir alle, Net- zers Landsleute eben, von sich sagen? Noch am Tag nach dem Turnier-Eröffnungspiel ließ die »Frankfurter Allgemeine« den Würzburger Wirtschaftsprofessor Norbert Berthold auf einer ganzen Zeitungsseite finster unken: »Deutschland bricht die fußballerische Basis weg.«
Einfach famos, dass Jürgen Klinsmann und seine begeisternd auftretende Jungkicker-Gemeinschaft diese totale Fehlvorhersage ad absurdum führten. Noch bedeutungsvoller für die gelebte Gegenwart und Zukunft ist aber etwas anderes. Vollkommen ins Leere lief erfreulicherweise gerade auch bei Deutschlands jüngerer Generation die linksreaktionäre Lehrer-Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (Kürzel GEW).
Wer allen Ernstes die Nationalhymne und mit ihr am liebsten gleich auch noch die Deutschland-Fahne abschaffen würde, der verdient eine gehörige Portion Spott. Denn Schwarz und Rot (Vorsicht, Kaisers Fahne bis 1918!) fallen als Farben-Ersatz ebenso aus wie das Rot und Blau der französischen, britischen und US-amerikanischen Kolonialherren und das Gelb und Grün der italienischen und spanischen Faschisten. . .
Und dann der Problem-Adler in Deutschlands Staatswappen. Müsste dieser angriffslustige Raubvogel, GEW-gemäß, nicht schleunigst gegen eine Friedenstaube ausgetauscht werden?!
Unsere Nationalflagge und die Taube im Staatswappen, beides in traurig-trübem Flachgrau - ob die Welt bei solchen Freunden künftig wohl noch genauso gern zu Gast wäre wie beim grandiosen Welt-Fußballfest 2006?

Artikel vom 08.07.2006