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Vorsicht vor »Black Henna«

Das Tattoo auf Zeit kann eine lebenslange Allergie auslösen

Von Jürgen Vahle
Bielefeld (WB). »Hände weg von Henna-Tätowierungen«: Mit diesem Appell haben sich jetzt in der Ferienzeit einige Krankenkassen in der Region vor allem an junge Leute gewandt. Grund: Mit den kurzzeitigen Hautbilder, auch Time-Tattoos genannt, könnt ihr euch lebenslange Allergien und hässliche Narben einhandeln.

Henna-Tattoos werden in vielen südlichen Urlaubsländern von Straßenkünstlern angeboten. In der Regel sind sie harmlos. Die Farbe besteht aus Henna-Pulver, Zitronensaft, Zucker und natürlichen Ölen. Schon im alten Ägypten schmückten sich die Menschen mit solchen Körperbemalungen. Im Laufe der Zeit verblassen die Tätowierungen, bis sie nach etwa zwei bis drei Wochen vollends verschwunden sind.
Urlaubsländer mit den meisten Henna-Tätowierern sind Italien, Frankreich, Thailand, Ägypten, Türkei, Indien und Marokko.
Beliebte Motive sind Delphine, Salamander, Schmetterlinge, Fische, Kobolde, Totenköpfe, Schlangenlinien, chinesische Schriftzeichen und Ornamente aus dem arabischen Kulturkreis.
Das Gefährliche an diesen kurzzeitigen Hautbildern ist eine Substanz, die manche Verkäufer ihrer Henna-Farbe beimischen - das Paraphenylendiamin, kurz PPD. Seit einigen Jahren kommen immer mehr Touristen einige Wochen nach Ende des Urlaubs mit erheblichen Beschwerden zu ihrem Arzt. Bei ihnen ist einige Tage, nachdem das Time-Tattoo verblasst, ist eine allergische Reaktion aufgetreten.
Die Urlauber haben auf das PPD reagiert - an der Stelle des verblassten Tattoos entstehen Rötungen und Bläschen, die Haut brennt fürchterlich. Bei einigen bildet sich ein stark entzündetes Relief, dass dem zuvor aufgetragenen Motiv entspricht. Unbehandelt kann noch Schlimmeres passieren: In der ärztlichen Fachliteratur wird von Fällen berichtet, bei der die PPD-Kontaktallergie sogar zum Atemstillstand geführt hat. Betroffen sind vor allem Menschen unter 30 Jahren.
Die durch das Tattoo erworbene Allergie macht den Patienten häufig ein Leben lang zu schaffen, denn PPD ist auch in anderen Produkten enthalten, die in Zukunft für die Betroffenen tabu sind - beispielsweise Haarfärbemittel, Wimperntusche und bestimmte Textilien. Auch einige Berufe wie Drucker, Frisör und Chemiewerker können die Betroffenen nicht mehr ausüben.
Die sicherste Methode, sich vor einer Kontaktallergie zu schützen, lautet: »Hände weg von Black Henna«. Wer aber auf keinen Fall auf das Time-Tattoo im Urlaub verzichten will, der sollte zumindest Vorsicht walten lassen:
l Fragt den Tattoo-Verkäufer, welche Substanzen er in die Farbe gemischt hat.
l Erkundigt euch beim Künstler, wie lange ihr die Farbe nach dem Auftragen auf der Haut lassen müsst. Dürft ihr sie schon nach einer Stunde wieder abwaschen, ist PPD enthalten. Kein anderes Färbemittel wirkt so schnell. Natürliches Henna muss mindestens drei Stunden aufgetragen bleiben.
l Fragt den Verkäufer, welche Farbe das Tattoo hat, nachdem die Paste abgewaschen ist. Soll es schwarz bleiben, hat der Künstler PPD verwendet. Reines Henna hinterlässt eine orange Färbung, die dann in dunkelbraun oder dunkelrot wechselt.
l Riecht an der Paste. Reines Henna hat einen erdigen Geruch.
Informationen zu dem Thema gibt es auch im Internet, beispielsweise auf der Seite des Krankenkasse »Barmer« (www.barmer.de).

Artikel vom 13.07.2006