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Deutscher Automarkt stottert im Leerlauf

Private Nachfrage weiter schwach - »Vorzieheffekte im zweiten Halbjahr nicht zu erwarten«

Bei Audi läufen die Geschäfte bestens: Im 1. Halbjahr hat es einen Verkaufsrekord gegeben. Foto: dpa

Frankfurt (Reuters). Der Automarkt in Deutschland wird nach Einschätzung der Branche auch 2006 keinen robusten Aufwärtstrend erleben. »Der Aufschwung auf dem deutschen Pkw-Markt ist weiter in der Warteschleife«, sagte der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Bernd Gottschalk, gestern in Frankfurt. Dennoch hob der VDA nach einem stabilen ersten Halbjahr seine Erwartungen für den Pkw-Absatz in Deutschland 2006 auf 3,4 von 3,35 Millionen an. 2005 hatte die Branche 3,34 Millionen Autos abgesetzt.
Die private Nachfrage bleibe weiter schwach, da die Konsumenten von höheren Kosten für Autofahrer verunsichert seien, sagte Gottschalk. Eine durch Vorzieheffekte der Mehrwertsteuererhöhung Anfang 2007 ausgelöste Zulassungswelle werde es im zweiten Halbjahr nicht geben. Zwar könne es durch verstärkte Marketing-Aktionen der Hersteller zu mehr Aufträgen kommen. »Die Effekte für den gesamten Pkw-Markt sind aber nicht überzubewerten«, sagte der VDA-Chef. Für das Jahr 2007 wollte er im Gegensatz zum Autoimporteursverband VDIK, der einen leichten Rückgang auf 3,38 Millionen Pkw voraussagte, keine Prognose wagen.
Im ersten Halbjahr 2006 stiegen die Neuzulassungen laut VDA und Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) um moderate 1,4 Prozent. Dabei ging die Nachfrage im Juni allerdings um fünf Prozent zurück. »Die Fußballnation Deutschland konzentriert sich zurzeit offensichtlich ganz auf den Sport«, meinte das KBA.
Hohe Benzinpreise, eine wacklige Konsumstimmung und die hohe Arbeitslosigkeit sorgen seit längerem für eine schleppende Pkw-Nachfrage im Inland. Kommendes Jahr werde die Situation noch dramatischer: Die Mehrwertsteuererhöhung koste die Autofahrer bis zu 4,8 Milliarden Euro an Kaufkraft zusätzlich. Während sich die Hersteller im Inland Rabattschlachten liefern, um Käufer zu gewinnen, läuft das Exportgeschäft nach wie vor gut.

Artikel vom 07.07.2006