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Das Spiel der schönen Männer

Ein echtes Frauen-Halbfinale mit Totti, Zidane, Ballack und Figo

Berlin (dpa). Feurig der Blick, knallig die Tattoos, knackig die Muskelpakete und die Körper eingeölt wie am Strand von Rimini: In der Disziplin »In Unterhose vor der Kamera posieren« sind die Italiener Weltmeister, wie die verrucht-schwülen Plakate des Mode-Labels Dolce & Gabbana zeigen.

Aber nicht nur die Männer der Squadra Azzurra legen mittlerweile Wert auf ihr Äußeres. Früher hätten gepflegte Fußballer noch als Schönlinge gegolten, hat der italienische Modeschöpfer Domenico Dolce im »Welt am Sonntag«-Interview festgestellt. Im WM-Jahr 2006 ist das anders.
Als Pionier in Sachen Stil und Schönheit gilt David Beckham, der sich allerdings - wie Schwedens Sexsymbol Fredrik Ljungberg, Hollands Frauenliebling Rafael van der Vaart und Paraguays Posterboy Roque Santa Cruz - längst aus dem Turnier verabschiedet hat. Auch die Brasilianer mit ihrem ganz eigenen Charme - Ronaldinho lässt sich in einem Werbespot sogar Zöpfe flechten - sind schon wieder heimgereist. Nun gelten die Hoffnungen derjenigen, die sich besonders auf den Trikottausch nach dem Spiel freuen, den beiden Finalisten Italien und Frankreich sowie den Anwärtern auf Platz 3, Portugal und Deutschland.
Mannsbilder auf dem Platz gibt es genug. Portugals Kapitän Luis Figo und seinen französischen Regisseur Kollegen Zinedine Zidane kann man mit dem Attribut »markant« versehen. Italiens Star Francesco Totti, vom »Stern« als »typischer Vorstadt-Strizzi« tituliert, hat beim Hemdenwechsel sogar einmal die Hose gleich mit abgelegt. Es ist aber fraglich, ob er das bei seinem möglichen Abschied von der WM-Bühne wiederholt. Der junge Portugiese Cristiano Ronaldo, ein Liebling der Schwulenszene, dürfte mit seinem gestählten Oberkörper wieder viele schmachtende Blicke auf sich ziehen.
Lieblinge der Fans im Gastgeberland werden aber die Jungs aus dem Klinsmann-Lager bleiben. Eine bunt gemischte Truppe: vom noch jungenhaften Philipp Lahm über den Semi-Irokesenträger Bastian Schweinsteiger bis zu Torsten Frings, der in seiner Freizeit manchmal aussah wie der Doppelgänger des Rappers »50 Cent«. Nicht nur den weiblichen Zuschauern werden die Bilder unvergesslich bleiben, als Michael Ballack und David Odonkor mit zitternder Unterlippe und rotgeweinten Augen die Niederlage gegen Italien betrauerten. Viele Deutsche haben die Nationalelf ins Herz geschlossen: Auch wenn die meisten Spieler keine Models sind und statt für Dolce & Gabbana für Bifi und Nutella werben.

Artikel vom 07.07.2006