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In diesem Jahr gibt es viele Zecken

Plagegeist mit Spezialzange oder Pinzette rasch und sicher entfernen


Von Sabine Schulze
Bielefeld (WB). Wenn die Zecken nicht wären, hätte der Notdienst für Kinderarzt Dr. Michael Müller ein ruhiger sein können. So aber hatte er zu tun - reichlich. 20 junge Patienten musste er pro Tag von den kleinen, nicht immer ungefährlichen Saugern befreien.
»In diesem Jahr gibt es ganz viele Zecken«, konstatiert Müller. In hohem Gras oder niedrigem Gebüsch lauern die Sauger auf ihre Opfer. Und wenn die Insekten in unseren Breiten auch keine Hirnhaut- oder Gehirnentzündung (die Frühsommer-Meningoenzephalitis, FSME) auslösen können, können sie Mensch und Tier doch mit der Borreliose, die durch Bakterien übertragen wird, infizieren.
»Im ersten Stadium der Borreliose gibt es um die Bissstelle eine wandernde Hautrötung«, erklärt Müller. In diesem Fall sollte der Betroffene sofort zum Arzt gehen, die Therapie erfolgt in Form von Antibiotika. Wird nicht behandelt, verschwindet die Rötung wieder, nach Wochen oder Monaten aber kann es zu Entzündungen der Gelenke und der Nerven kommen, kann das Herz betroffen sein oder können Lähmungen auftreten. Im dritten Stadium schließlich - oft erst nach Monaten und Jahren - treten Nervenstörungen auf und wird das Gehirn beteiligt.
Am Bodensee ist jede dritte Zecke mit Borrelien infiziert. »Bei uns dürften es aber auch etwa zehn Prozent sein.« Eine Impfung gibt es nicht, es bleibt nur, schnell zu reagieren. »Die Zecke muss rasch und sicher, am besten mit einer speziellen Zange oder eine Pinzette, entfernt werden«, rät Müller. Die Wunde sollte anschließend desinfiziert werden - mit Jod oder Alkohol, im Zweifel auch mit Parfüm. »Auf keinen Fall sollte man die Zecke mit Klebstoff oder Öl betäuben. Dann entleert sie ihren Darminhalt in die Bisswunde und das Risiko einer Infektion steigt«, warnt Müller. Er rät allen, die sich viel im Freien aufhalten, den Körper am Abend abzusuchen. Wer von einer Zecke gebissen wurde, sollte die Bisswunde einige Wochen im Auge behalten. Ist eine Infektion erfolgt, zeigt sich in der Regel nach zwei bis drei Wochen eine Rötung. Die Inkubationszeit kann aber auch eine oder sechs Wochen betragen.
Anders als gegen die Borreliose gibt es gegen die FSME eine Impfung. »Und im Gegensatz zu früheren Zeiten, als die Nebenwirkungen unangenehm sein konnten, ist sie heute gut verträglich«, betont der Arzt, der in der Initiative Bielefelder Hausärzte engagiert ist. Geimpft wird in drei Etappen; aber selbst, wer schon in zwei Wochen in ein FSME-Kerngebiet (die Donauniederungen, Kärnten, Salzburger Land, Bayrischer Wald, Tschechien und Polen) reist, kann sich noch schützen. »Erste Symptome einer FSME sind Fieber und ein Grippegefühl, danach folgt die Hirnhaut- und Gehirnentzündung oder eine Nervenentzündung.« Die Inkubationszeit beträgt zwei bis 28 Tage.

Artikel vom 08.07.2006