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Prof. Dr. Joachim Frohn regte »Bielefeld 2050« an. Prof. Dr. Reinhold Decker (Vorsitzender BI 2000plus)

250 Ideen, wie Bielefeld
Zukunft meistern kann

Studie gegen kurzfristiges Planen vorgelegt


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Die Arbeitsgruppe »Bielefeld 2050« will Wege aufzeigen, Bielefeld zukunftsfähig zu machen. Die Gruppe, angeregt von Prof. Dr. Joachim Frohn, dem ehemaligen Leiter von »Bielefeld 2000plus«, hat eine Studie erarbeitet, die alternative Szenarien für die Entwicklung Bielefelds in den nächsten fünf Jahrzehnten aufzeigt.
Frohn: »Eine vergleichbare fachübergreifende Herangehensweise gibt es derzeit für keine andere deutsche Großstadt.«
Prof. Dr. Reinhold Decker, Leiter von »BI 2000plus«, betont, die Ergebnisse der Studie dürften jedoch nicht als Prognose verstanden werden, sondern als Handlungsempfehlungen, als Arbeitsgrundlage für die Kommune, für Verbände, für die Wirtschaft - für alle, die ein Interesse daran haben, dass Bielefeld gegen die Konkurrenz der anderen Städte bestehen kann. Entwickelt worden seien 250 konkrete Handlungsempfehlungen.
Berücksichtigt wurden sowohl die demographische Entwicklung auch auch so genannte Megatrends wie die Globalisierung von Wirtschaftsstrukturen, die Verknappung fossiler Energieträger oder die Flexibilisierung der Erwerbsstrukturen und der Arbeitswelt. Diese Megatrends, so Frohn, setzen die Rahmenbedingungen für die Entwicklung der nächsten 50 Jahre. Decker ergänzt: »Sie sind jedoch nicht unabänderlich, deshalb wäre es falsch, ihnen tatenlos zuzusehen.« Die Arbeitsgruppe wolle den Blick weg von kurzfristig angelegten Aktivitäten und Planungen hin zu einer langfristig angelegten Stadtentwicklungsstrategie lenken, so Prof. Bettina Mons (Fachhochschule Bielefeld, Fachbereich Architektur).
Beispiele für Handlungsempfehlungen von »Bielefeld 2050«:
l Bielefeld als Stadt mit regionalem Bezug. So sieht die Arbeitsgruppe die Stadt als Partner leistungsfähiger Zentren in der »Nordwestregion« zum Beispiel mit Münster und Osnabrück, aber auch als Glied eines »Stadtbandes« am Teutoburger Wald mit Gütersloh, Herford und der Region und Kooperationen bei Kultur, Infrastruktur, Wohnen, Bauflächenentwicklung.
l Bielefeld als familien- und generationenfreundliche Stadt. Dazu gehöre möglicherweise auch der Rückbau überdimensionierter Verkehrsflächen, aber auch neue Modelle für Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen in Partnerschaft mit öffentlichen Trägern und Unternehmen
l Bielefeld als Stadt mit zukunftsfähiger Wirtschaftsstruktur und der Bildungschancen. Dazu gehöre die Schaffung eines Wissenschafts- und Bildungsparks unter Einbeziehung aller Hochschulen und Bildungseinrichtungen, die Neuansiedlung hochrangiger Forschungseinrichtungen und die Schaffung einer »Bielefeld Business-School«.
l Bielefeld solle sich neu organisieren, Stadtverwaltung und Kommunalpolitik sollten als »Vordenker« fungieren, dazu sollten Projektkonferenzen in den Stadtteilen, ehrenamtliches Engagement, die Einrichtung von Bürger- und Unternehmerfonds kommen.
Die Mitglieder von »Bielefeld 2050« betonen, dass Bielefeld bereits heute zukunftsweisende Projekte vorzuweisen habe, die für weiteres Handeln beispielhaft seien. Dazu gehörten das Nachbarschaftszentrum Meinolfstraße der Freien Scholle und die Wohnanlage Heinrichstraße der BGW, die Kooperation Schule - Hochschule - Wirtschaft und die Projektkonferenz Baumheide.
Die Studie von »Bielefeld 2050» wird am 13. September im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung in der Ravensberger Spinnerei vorgestellt: um 17 Uhr mit einer Ausstellung, von 18 Uhr an mit einer konkreten Präsentation der Handlungsoptionen.

Artikel vom 07.07.2006