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Behandlung aus einer Hand

Neue Kooperation von Ev. Krankenhaus und niedergelassenen Ärzten

Von Michael Schläger und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Am Standort Johannesstift des Evangelischen Krankenhauses Bielefeld (EvKB) hat das erste Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) der Stadt seine Pforten geöffnet. In der fächerübergreifenden Praxis für Gefäßmedizin und Wirbelsäulenchirurgie arbeiten Krankenhaus und niedergelassene Ärzte zusammen.

Seit 2004 ermöglicht der Gesetzgeber die Gründung solcher fachübergreifenden Einrichtungen. »Für die Patienten bieten sie viele Vorteile«, meint Michael Ackermann, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Bielefeld. Diagnostik und Therapie blieben in einer Hand. Doppeluntersuchungen könnten vermieden werden. Dadurch würden auch Kosten gesenkt.
So können die beteiligten Praxen etwa den Computer-Tomographen des Krankenhauses nutzen. Laborwerte müssen nur einmal erhoben werden, Röntgenaufnahmen nur einmal gemacht werden. Beispiel Bandscheibenvorfall: Oft müssen Patienten mit der schmerzhaften Erkrankung zwischen Praxis und Klinik pendeln. Das kann durch die Behandlung im Versorgungszentrum verhindert werden.
Dieser Grundgedanke überzeugte den niedergelassenen Neurochirurgen Dr. Michael Conzen und seine Kollegen, die Gefäßchirurgen Dr. Christoph Steimann und Matthias Gärtner. Sie sind neben dem EvKB Gesellschafter des MVZ.
Die Gesellschaft beschäftigt zwei Ärzte. Dr. Sabine Wübbecke ist Fachärztin für Chirurgie und Gefäßchirurgie. Sie war bisher in der Gefäßchirurgischen Klinik des Marienhospitals in Gelsenkirchen tätig. Christoph-Paul Schede war Oberarzt in der Klinik für Neurochirurgie des EvKB in Bethel. Sie behandeln die Patienten in den regelmäßigen Sprechstunden, nehmen aber auch Operationen vor. Im MVZ sind außerdem zwei Arzthelferinnen tätig.
Mit den Fachrichtungen Wirbelsäulenchirurgie und Gefäßmedizin reagierten die MVZ-Eigner auf den steigenden Bedarf in diesem Bereich, meint Geschäftsführerin Andrea Piccenini. Die drei Gesellschafter können Synergieeffekte nutzen. Das Krankenhaus ist in der Lage, neben stationären auch ambulante Leistungen anzubieten. Die beteiligten Facharztpraxen nutzen die Operationssäle des EvKB, erweitern so ihre Kapazitäten.
Patienten können vom Haus- oder Facharzt an das MVZ überwiesen werden, aber auch selbst das Zentrum aufsuchen. Kassenpatienten müssen dann lediglich die übliche Praxisgebühr entrichten. Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 18.30 Uhr. Die Praxis befindet sich im Erdgeschoss des Krankenhauses im Johannesstift. Sie ist telefonisch unter der Rufnummer 0521/5602414 zu erreichen.
Seit Juni liegt die Zulassung der kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe für das Versorgungszentrum vor. Die Gesellschafter sind sich einig, dass dieses Modell auch andere niedergelassen Ärzte überzeugen kann. »Wir sind für weitere Partner offen«, betont deshalb auch Dr. Michael Conzen.

Artikel vom 07.07.2006