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Ende einer Beziehung mal rückwärts

François Ozons »5x2 - fünf mal zwei« in der Reihe französischer Filme

ARD, Sonntag, 0.00 Uhr: Gilles und Marion sitzen vor dem Scheidungsrichter. Wie es dazu kam, erzählt der Film »5x2 - fünf mal zwei«. Valeria Bruni-Tedeschi und Stephane Freiss spielen die Hauptrollen.

Der Film dreht die Chronologie des Scheiterns um und erzählt die Geschichte rückwärts: fünf »Szenen einer Ehe«, vom schmerzvollen Ende bis zum prickelnden Anfang. In der nächsten Episode haben Marion und Gilles Christophe und Mathieu zum Diner eingeladen. Längst schon herrscht gereizte Stimmung zwischen den Eheleuten, die von verletzenden Geständnissen Gilles' noch verstärkt wird. Ein weiterer Schlüsselmoment ist die Geburt des gemeinsamen Kindes. Gilles hat Angst, Marion beizustehen. Er wartet feige in einem Restaurant, während Marion die Geburt alleine durchsteht. Doch schon bei der Hochzeit, der nächsten Station in dem Beziehungsdrama, klingt Marions und Gilles mangelnde Zusammengehörigkeit an: Nach der beschwingten Hochzeitsfeier schläft Gilles in der Nacht betrunken ein, worauf sich die aufgekratzte Braut zu einem schnellen Seitensprung mit einem Amerikaner hinreißen lässt. Beim Happy End schließlich, dem »Happy Beginning« ihrer Beziehung, treffen die beiden miteinander bekannten Arbeitskollegen sich zufällig im Italienurlaub, flirten am Strand und tauchen vor einer glutroten Sonne gemeinsam ins Meer...
»5 x 2 - Fünf mal zwei« erzählt eine Liebesgeschichte: Obwohl der Zuschauer die Wahrheit des Scheiterns vor Augen hat, plädiert der Film eindringlich für die Liebe, denn wie im wahren Leben bleibt am Ende einer Liebe der anfängliche Zauber am stärksten im Gedächtnis haften. In seiner schnörkellos konzentrierten Inszenierung vermeidet Frankreichs Starregisseur François Ozon dabei jegliches Psychologisieren.
Nicht zufällig neigt der ausgewiesene Frauenregisseur (»Swimming Pool«, »Acht Frauen«) Marion zu, die von der brillanten Darstellerin und Regisseurin Valeria Bruni-Tedeschi (»Wer mich liebt, nimmt den Zug«) als fragile, aber letztlich starke Frau gespielt wird. Am 15. Juli wird die Reihe »Das Neue Französische Kino« mit »18 Jahre später« fortgesetzt.

Artikel vom 08.07.2006