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Volltanken ja, bezahlen nein: Die Zahl der »Wegfahrer« an Tankstellen steigt stark an. Foto: Carsten Borgmeier

Benzinklau nimmt in
Bielefeld dramatisch zu

Tankstellenpächter beklagen enorme Verluste

Von Uwe Koch und Julia Potthast
Bielefeld (WB). An Tankstellen in Bielefeld geht der Benzinklau um. Pächter beklagen eine drastische Zunahme der Autofahrer, die tanken ohne zu bezahlen. Jüngstes Beispiel: Vor dem Amtsgericht stand am Donnerstag ein Bielefelder - er hatte drei Mal getankt, wurde drei Mal beim Betrug erwischt.

Heike Reuter, Pächterin der Westfalen-Tankstelle an der Jöllenbecker Straße, schimpft über die enorme Zunahme der so genannten »Wegfahrer« in den vergangenen Jahren: »Einfach unverschämt!« Die Betrüger gingen immer geschickter vor. So hätten Tankstellenbetreiber oft keine Möglichkeit, die Täter zu überführen, da gestohlene Autokennzeichen benutzt oder falsche persönliche Angaben bei der Kartenzahlung im Lastsschriftverfahren gemacht würden.
Als Grund für die steigende Tendenz zum »Benzinklau« nennt Heike Reuter unter anderem die hohen Benzinpreise, die die Täter immer öfter zu diesem Delikt verleiteten. Die Pächterin notiert in jedem Monat durchschnittlich zehn »Benzinklauer«.
Die Aral-Tankstelle an der Gütersloher Straße hat seit Beginn dieses Jahres sogar 129 Wegfahrer gezählt. Das bedeutet für den Tankstellenpächter Rainer Quermann einen Verlust zwischen 3 500 und 4 000 Euro.
Gestern war das Bielefelder Amtsgericht »Tatort«: Der Bielefelder Patrick E. (29, Name geändert) musste sich wegen des dreifachen Betruges verantworten Er hatte am 20. August 2005 eben an der Aral Tankstelle von Rainer Quermann über einen Betrag von 20 Euro getankt, jedoch seine Rechnung nicht sofort beglichen. Auch an der Westfalen-Tankstelle von Heike Reuter hatte er am 29. Oktober 2005 seine Tankfüllung in Höhe von 35 Euro nicht bezahlt. Und schließlich wiederholte er das Delikt auch am 20. Dezember des vergangenen Jahres an der Tankstelle der Raststätte Herford an der Autobahn 2. Seine Ausrede: In allen Fällen habe er sein Geld vergessen und bat deswegen, die Bezahlungen auf den folgenden Tag zu verschieben. Nur in Herford zahlte er nachträglich. Heike Reuter und Rainer Quermann warten noch heute auf ihr Geld.
Das Amtsgericht Bielefeld verzichtete gestern auf eine Verurteilung, stellte das Strafverfahren gegen den »Benzinklauer« ein. Allerdings muss der nicht vorbestrafte Bielefelder die Rechnungen innerhalb einer Frist von einem Monat begleichen. »Generell sehen wir jedoch das verlorene Geld nie wieder«, beklagt Rainer Quermann, der darauf verweist, dass die meisten Strafanzeigen »wegen Geringfügigkeit« eingestellt werden. - Trotzdem wollen die Tankstellenpächter wachsam bleiben: Mit Hilfe der Videoüberwachung auf ihren Anlagen werden sie dem »Benzinklauer« auf der Spur bleiben . . .

Artikel vom 07.07.2006