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»Die roten Dächer« im Wohnzimmer

Museum Frieder Burda in Baden-Baden zeigt große Chagall-Ausstellung


Baden-Baden (dpa). In einem »neuen Licht« will das Museum Frieder Burda einen der bekanntesten Künstler des 20. Jahrhunderts präsentieren: Bis zum 29. Oktober sind etwa 100 hochrangige Werke des Malers Marc Chagall (1887-1985) zu sehen. Eine derart umfangreiche Retrospektive, die alle Schaffensperioden umfasst, habe es lange nicht mehr in Deutschland gegeben.
Die Leihgaben stammen von privaten Sammlern und großen Museen - darunter die Tretjakow Galerie in Moskau, das Staatliche Russische Museum in St. Petersburg, das Centre Pompidou in Paris und das Thyssen-Bornemisza Museum in Madrid. Allein 30 Leihgaben kamen von der Familie Chagall. Der Titel »Chagall. In neuem Licht« spielt auf die Besonderheit des vom US-Stararchitekten Richard Meier entworfenen »Tageslicht-Museums« an, das fast ohne künstliche Beleuchtung auskommt.
Der französische Gastkurator und Chagall-Experte Jean-Louis Prat hat die Ausstellung chronologisch angelegt. Sie beginnt mit vorrevolutionären Arbeiten wie »Für Russland, für Esel und andere« (1911), beleuchtet ironisch die Revolution und zeigt auch den monumentalen Moskauer Gemäldezyklus »Theatre Juif« aus dem Jahr 1920, dessen zentrales Bild drei mal acht Meter groß ist. Neben bekannten schwebenden Liebespaaren, dörflichen Szenen und Zirkuswelten sind bedeutende Buchillustrationen zu sehen.
Vertreten sind aber auch Arbeiten aus der Zeit nach 1922, als Chagall seine Heimat verließ, um nach Berlin und Paris zu gehen. Zudem wird die Schaffensphase bis zu seinem Lebensende in Südfrankreich beleuchtet. Darunter ist auch ein Gemälde, das noch nie ausgestellt wurde: »Die roten Dächer« (1953) hatte der Maler im Wohnzimmer hängen. Es erscheint ein Katalog mit 240 S., Euro 25.

Artikel vom 07.07.2006