07.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Maritim-Chef spielt offensiv

Fußball-WM sorgte für 35000 zusätzliche Übernachtungen in Hotelkette

Von Bernhard Hertlein
Frankfurt/Bad Salzuflen (WB). Bei Maritim herrscht der gleiche Offensivgeist wie bei der deutschen Nationalmannschaft. Im WM-Jahr 2006 plant die Bad Salzufler Hotelkette einen Umsatzzuwachs von 31 auf 368 Millionen Euro. Etwa ein Drittel entfällt auf das Mehrgeschäft der Fußball-Weltmeisterschaft.
Zufrieden: Maritim-Sprecher Gerd Prochaska.

Damit erfüllt die WM genau die Erwartungen, die der Sprecher der Geschäftsführung, Gerd Prochaska, vor knapp einem Jahr formuliert hat. »Wir waren zurückhaltend und sind deshalb auch nicht enttäuscht«, sagte er gestern bei der Bilanzpressekonferenz der im Familienbesitz befindlichen Hotelgruppe in Frankfurt. So sei man bei den der Fifa eingeräumten Kontingenten von vorneherein davon ausgegangen, dass sie nur zu 50 Prozent in Anspruch genommen würden. Tatsächlich waren es dann sogar nur 44 Prozent. Prochaska: »Das sind immer noch 35000 Übernachtungen und damit sind wir zufrieden.«
Auch dass Fußball-Fans nach dem Stadionbesuch oder Public Viewing nicht gleich das Hotel-Restaurant oder die Hotel-Bar stürmen, hat Maritim nicht überrascht: »Das wussten wir schon vom Confederation-Cup im vergangenen Jahr.« Die Kette ist in neun der zwölf WM-Städte mit eigenen Hotels vertreten. Den Mitarbeitern des Maritim in Würzburg wird die Weltmeisterschaft in besonderer Erinnerung bleiben: Dort wohnte die Nationalelf von Ghana.
Unklar ist noch, wie viel Maritim an Tagungsgeschäft durch die WM verloren gegangen ist. Prochaska zufolge fanden während der Spiele in den großen Städten kaum Kongresse statt: »Teilweise wurden sie verschoben und teilweise in kleinere Orte verlegt.« Davon profitierten auch die Maritim-Hotels in Kurstädten wie Bad Salzuflen und Bad Wildungen, die ansonsten seit Jahren unter den rasch aufeinander folgenden Gesundheitsreformen leiden. Am Maritim-Umsatz haben die fünf Häuser noch einen Anteil von etwa drei Prozent. Mit Bad Mergentheim wird zudem eines der Hotels Ende 2007 aus dem Unternehmensverbund ausscheiden: Bei den neuen Pachtverhandlungen hat nach Angaben der örtlichen Presse die US-Hotelkette Best Western ein höheres Angebot abgegeben.
Offensiv spielen will Prochaska dagegen bei den Stadthotels, die schon jetzt 76 Prozent zum Umsatz beisteuern. In Hamburg sollen in Absprache mit dem neuen Eigentümer 25 Millionen Euro investiert werden. Damit könnte der Reichshof wieder in die Top-Liga von Vierjahreszeiten und Atlantik aufsteigen. Auch ein zweites Kongresshotel in Hamburg sei denkbar, ebenso in München. London und Paris stehen schon seit langem auf der Maritim-Wunschliste, außerdem andere Hauptstädte auch in Osteuropa.
Nach der Eröffnung der Hotels Nummer 44 und 45 in Berlin und Dresden folgt als nächstes Großprojekt im September das Maritim Pyramids, ein riesiger Hotelkomplex nahe der ägyptischen Hauptstadt Kairo. In Düsseldorf ist das- nach Hannover - zweite Airport-Hotel im Bau. Zudem übernimmt Maritim 2008 das Management für ein neues Ferienhotel 30 Kilometer von Marbella entfernt an der spanischen Costa del Sol. Die Wunschliste enthält weitere Standorte in den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Türkei.

Artikel vom 07.07.2006