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Jesiden-Clan M. erneut
im Visier der Justiz

Sohn (19) wegen Drogenhandels verurteilt

Bielefeld (uko). Den Namen der jesidischen Großfamilie M. verbinden die Bielefelder immer noch mit dem Blutrache-Mord am TÜV im Jahr 2002. Doch auch im Rauschgiftgeschäft spielte die Sippe eine maßgebliche Rolle. Jetzt verurteilte das Amtsgericht auch den 19-jährigen Cihan M. zu 33 Monaten Jugendstafe - wegen Drogenhandels.

Erst im Mai 2005 war der jüngste Kurden-Spross zu 15 Monaten Jugendstrafe verurteilt worden: Nach langwierigen Ermittlungen, Telefonüberwachungen und der Vernehmung vieler Zeugen hatte die Drogenfahndung den jungen Mann im November 2004 mit insgesamt zwei Kilogramm Marihuana während einer Kurierfahrt festgesetzt. Die Verbüßung der Strafe wurde seinerzeit noch einmal zur Bewährung ausgesetzt.
Cihan M. gelobte Besserung und brach sein hehres Versprechen schon einen Monat später. Gemeinsam mit einer Gruppe Gleichaltriger sorgte der Jeside für reichhaltigen Rauschgiftnachschub aus den Niederlanden. An der Einfuhr von insgesamt acht Kilogramm (!) Marihuana war M. ab Juni 2005 beteiligt, stellte das Jugendschöffengericht unter Vorsitz von Astrid Salewski am Mittwoch konsterniert fest.
Für Richter wie für den Angeklagten bedeutete dies eine schwere Hypothek: Das Urteil aus Mai 2005 musste in ein neuerliches Urteil einbezogen werden. Verteidiger Rald Diewitz mühte sich mit allen Mitteln, seinem Mandanten eine erneute Bewährungschance zu ermöglichen: Cihan M. sei doch selbst massiv drogenabhängig (was beim Gericht und Staatsanwalt Martin Temmen auf große Zweifel stieß); M. könne an einem unbekannten Ort (damit er vor potentiellen Bluträchern gefeit sei) eine Drogentherapie als Bewährungsauflage absolvieren und man müsse ihm den Kronzeugenparagraphen des Betäubungsmittelgesetzes zugute halten.
Allein das letzte Argument akzeptierte das Gericht. Indes sei es dubios, warum Cihan M. schon als 14-Jähriger in die gefährlichen Drogengeschäfte seines Onkels Kemran M. (26) eingestiegen sei, gleichzeitig aber aus Angst vor Anschlägen den Schulbesuch abgebrochen habe. - Zur Erinnerung: Kemran M. wurde im Mai 2003 zu neun Jahren Haft wegen des Handels mit Kokain und wegen mehrerer Verstöße gegen das Waffengesetz verurteilt. Der Jeside sitzt diese Strafe ebenso ab wie seine Brüder Hakim (28) und Zalim M. (29) ihre lebenslangen Strafen, die sie im Sommer 2003 wegen des TÜV-Mordes erhielten...

Artikel vom 06.07.2006